216 Rlateria medica und Toxicologie.
Bestreichen der Lippen und des Mundes ein schwaches Sal-
beiinfusum mit Hosenhonig. Nach einigen Tagen starb das
Kind. — Dieser Fall dient demnach nicht zur Erforschung
der Ursachen dieses schrecklichen Uebels, die doch hinsicht
lich der Prophylaxis so sehr wichtig ist. Lues des Vaters war
höchst wahrscheinlich in diesem Falle kein ursächliches Mo
ment. Sollte diess 'vielleicht im Mercurialgebrauch der El
tern liegen, der hier, wenn gleich lange vorher, statt gefun
den hatte? Die Beziehungen des Quecksilbers zu den Ge-
schlechtsthcilen und deren Inhalt sind bedeutend. Sollte eine
allgemeine Dyscrasie oder eine örtliche Nachwirkung, noch
nach Jahren zurückbleibend, ihren tödtlichen Einfluss auf das
im mütterlichen Leibe sich Bildende erstrecken? Ist der Trä
ger dieser Nachwirkung der männliche Saame, oder sind es
die weiblichen Organe, oder ist es das Ei? Wie ist entge
gen zu wirken? Weit entfernt, letztere Frage mehr beant
worten zu können, als erstere, scheint dem Verf. doch der
Rath begründet, mit dem Quecksilber, namentlich bei Weibern,
nicht zu freigebig zu sein und der Merkurialkrankheit, auch
in den unbedeutenderen Formen, aufmerksamere Nachbehand
lung zu widmen, als oft geschieht. Oder ist es die Wäsche
des Neugeborncn, die das Gilt auf denselben überträgt? Diese
geht von Mutter auf Kind, von einem Kinde auf's Andere über,
besonders in den untern Klassen. Sic wird hier nicht immer
gehörig gereinigt — vielleicht ist sie auch gar nicht zu desinfici-
ren, denn die Syphilis der Neugebornen zeichnet sich durch In
tensität ihres Contagiums aus. Im hier erzählten Falle konnte
diese Ursache vielleicht eingewirkt haben, aber auch in den
von Bonorden mitgetheilten Fällen waren vielleicht Kleider
dei‘ Acltern in solche für das Kind umgewandelt worden. Die
Syphilis der Neugebornen itussert sich in der Hegel als exan-
thematlsche; ist vielleicht die Haut der Kleinen so empfäng
lich für diess Gift, dass ein in Kleidern etc. haftender An-
steckuugsstoff, der einen Erwachsenen nicht mehr inficiren
kann, sich auf sie überträgt? Die Vorsichtsmassregeln, die
hieraus üiessen würden, ergeben sich von selbst. Jedenfalls
ist zu rathen, dass man bei syphilitischen Schwängern auf die
StofTe, aus denen das Kinderzeug gemacht wird, sehr aufmerk
sam ist. [Med. Zeit, v, Vereine f. tteilk, in Pr. 1840. No. 51.]
III. MaTERIA MEDICA 1111(1 TOXICOLOGIE.
84. Die Soolcnhädcr zu Wieliczka im Som
mer 1839; von JJr. Bqczkowski, k. k, Salinen-Physicus.