12 Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
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Rippenfell- oder eigentlich Rippenfclllnngenentzflndnng ist, unge
achtet der oft schlechten Ernährung des Körpers meist der streng
ste antiphlogistische Heilplan durchzuführen. 1—3 starke Ader
lässe, örtliche Blutentziehungen, nehst den entsprechenden küh
lenden Mitteln werden mit gutem Erfolge verordnet. Der harte
beschleunigte Puls fordert den kühnen Aderlass, wenn auch
Alter, Aussehen und die ganze Ernährung des Körpers die be
denklichste Gegenanzeige stellen: so mächtig ist hier der ent
zündliche Krankheitscharacter. Der Verf. sah nie reine, phle
gmonöse Lungenentzündungen, die sich durch duukelrothes Ge
sicht, Zentnerlast auf der Brust u. s. w. ankündigten, sondern
immer waren sie mit Seitenstich verbunden, also das Rippen
fell mit ergriffen, folglich rheumatischen Characters, der in und
um Linz entzündlich, wie endemisch vorherrscht und in der Ein
wirkung auf schwächere, ältere Menschen als Gicht auftritt.
Ein steter Begleiter aller schweren Lungenentzündungen war der
Friesei; erbehielt gleichfalls den entzündlichen Character hei,
die drohenden Metastasen auf die edleren Organe, wie Hirn
und Herz, konnten nur durch kühne Aderlässe und örtliche
Blutentleerungen mit Erfolg beseitigt werden, sowie die beim
Friesei oft plötzlich eintretenden Krämpfe nur durch die mil
desten Nervina, wie Aqua Custorci, lauroccrasi, mclissae,
S/>ir. C. C. e.’c. zu heben waren. Das Gleiche fand auch beim
Kindbettfieber Statt; auch hier erschien nur zu oft Friesei mit
dem heftigsten, entzündlichen Fieber, und nur der entschieden
fortgesetzte antiphlogistische Heilplan lohnte, wiewohl der Verf.
seit einiger Zeit bemerkte, dass Kindbettfieber mit Fricsel unter
den Armen weit seltener vorkamen, als bei Wohlhabenderen.
Häufig behandelte der Verf. als Armenarzt auch die Kolik.
Auch sie hatte mehr den entzündlichen Character, weshalb
einollirendc, ölichte Mittel allen andern vorzuziehen waren.
Die zuweilen epidemisch herrschende Gichtkolik spottete aller
Behandlung; das Meiste leisteten noch Bäder, Buttermilch, star
ke Gaben Calo viel mit Opium, Ricinusöl und Klystiere. War
einmal die krampfhafte Stuhlverhaltung überwunden, so trat
gleich Erleichterung der oft lange andauernden Schmerzen ein,
und versagten diese Mittel Hülfe, so wurden Vesicatore auf
den Unterleib mit Erfolg benutzt. — Die Behandlung der bei
den Armen so oft vorkommenden Gicht muss wohl meist eine
andere sein, als bei Wohlhabenden. Bei ersteren ist die Gicht
nur zu oft eine Krankheit des ganz abgenützten Organismus,
eine Folge grosser Notli, der feuchten Wohnung, der harten
Arbeit, des moralischen Wehes, während sie bei letzteren in
Uebcrfiille der Säfte, kurz einem zu gesteigerten Lebcnspro-
cesse begründet ist, und während bei den Annen meist Cortcx