Full text: (Neueste Folge, Band 16 = 1841, No 1-No 8)

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Gynäkologie und Pädialrik. 
anbeiästigend war, wie die geeignete Hülfe des Geburtshelfers 
dergleichen Geburten oft sicher, schnell und ohne Folgen vor 
überführt, der aber als zweite Geburt einer früher durch Kaiser 
schnitt Entbundenen sein Interesse und seine Bedeutung gewinnt. 
Die betreffende Person, die jetzt 33 Jahr alt ist, war bis ins 9te 
Jahr krückenlahm, oder vielmehr so schwach auf ihren wellenför 
migen rliachitischen Schenkeln gewesen, dass sie nur mit Krücken 
gehen konnte. Als sie im 14ten Jahre confirinirt wurde, hatte 
sie sich schon lange ohne Krücken beholfen und konnte sogar 
ohne Stockhülfe die Kirche besuchen. Sie wurde nur 3 Fass 
8 Zoll hoch und die Wirbelsäule blieb in den Lendenwirbeln 
rhachitisch eingebogen, bildet übrigens mit den Hippen einen 
normalen Thorax, während die oberen und unteren Extremi 
täten iui Oberarmknochen, Radius und Ulna, wie iin Schenkel- 
Schien- und Wadenbein höchst kümmerlich \erbogen sind. 
Aller Armuth ungeachtet war die Person fast immer wohl und 
zufrieden gewesen. Wenn sie auch an einem vorübergehen 
den Uebel, namentlich an einem langdauernden Reizhusten 
gelitten, so war derselbe doch jedenfalls auf nachstehenden 
Geburtsfall ohne Einfluss. Nach dem ersten Kaiserschnitte 
schienen sich die Aponeurosen des 31. desccnäms und irans- 
versus nicht ganz vereinigt zu haben; die Narbe war fest und 
hart nur in der Cutis und dicht hinter der Cutis legten sich 
die Dannpaitieu in die Narbe, wie in eine Bruchfalte. Die 
Narbe des Uterus Hess sich durch die der Bauchdecken wäh 
rend der Geburt, dazu dieser Zeit, wie auch in der Schwan 
gerschaft die Därme natürlich nach hinten gedrängt waren, 
deutlich durchfühlen. Doch zur Sache. Diese Person, an der 
im August IS36 der Kaiserschnitt gemacht worden war, kreis- 
sete wieder am 29 Februar 1840. Sie hatte diessmal um die 
Aufnahme in dein Entbindungsinstitute nicht nachgesucht, be 
kam 4 Uhr Morgens die ersten Wehen,. verlor gegen 11 Uhr 
früh die Wasser, und schickte dann zu einer Hebamme und 
zu Aerzten. Gegen '/? 2 Uhr traf S. bei ihr ein. Sie lag 
auf Stroh in einer elenden Bettstelle und entbehrte in solchem 
Grade das AUernöthigstc zu einer Geburt, dass Mitleidige im 
Hause einige Stühle und ein Handtuch,. gewiss wenig genug 
bei Aussicht auf eine Kaisergeburt, leihen mussten. Die Per 
son hatte sich bis hierher ganz wohl befunden, hatte kräftige 
Wehen, wie die Rhaehitischcn zumal und starken Hängebauch. 
Die erste Untersuchung liess den rechten Fuss der Frucht im 
Scheidenausgang linden, zwar kühl, aber noch roth und nicht 
ohne Lebensturgor. Es kam zunächst auf schleunige und ge 
naue Ermittelung der Beckemnaasse an, deren richtige Auf 
nahme durch den vorgefallcnen Schenkel etwas behindert wer
	        
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