Full text: (Neueste Folge, Band 16 = 1841, No 1-No 8)

9 
Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
Linz zum ersten Male. Sie erscheint nicht in jedem Jahre 
und tritt auf einmal in den entgegengesetztesten Stadtbezirken 
auf. Sie befallt nie Kinder, nie Greise, sondern meist Men 
schen in mittlern Jahren und endigt selten tüdtlich; nur lasst 
sie manchmal Nachwehen im Darmcauale, wie habituelle Ver 
stopfung und Lähmungen in den Extremitäten zurück. Zuwei 
len kann man gar keine Ursache ermitteln, doch scheint Er 
kältung, oder Genuss des Mostes die gewöhnliche Veranlassung. 
Häufig sind ferner bei den Armen Hlutlliisse, entweder aus den 
Lungen in Folge schwerer Arbeit und kalter Luft im Winter, 
oder aus dem Uterus, gleichfalls durch grosse Anstrengung, 
selbst während der Reinigung, dann aber durch aufregende 
GcinUlhsstörungcu herbeigeführt. H. bemerkte bei denselben 
auch oft den epidemischen Character. Rei Kindern kommen 
Aphthen, meist Folge der Unreinlichkeit, und häutige Bräunen 
vor, sowie Keuchhusten und Scharlach oft epidemisch unter ih 
nen wllthen. Ebenso verbreitet sind die Scropheln, die oft an 
geboren sind, oder durch unpassende Nahrung, besonders aber 
durch feuchte Wohnungen, kurz durch Notli jeder Art ausge- 
bildct werden. Dass Menschen, die durch Arbeit ihr Leben 
hinbringen müssen, leichter erkranken, ist erklärlich, dass aber 
die Art ihrer Beschäftigung eigene Krankheiten erzeuge, be 
stimmte Organe besonders trefTe, wird sich aus Folgendem er 
geben. Unter den Armen findet man besonders Taglöhner, die 
durch schwere Arbeit sich den Unterhalt verschaffen. Diese 
verfallen häufig durch Einathmen oft anhaltend trockner, kal 
ter Luft, durch Erkältungen und durch Genuss des Branntweins 
in Entziinduugskrankhciten. Ferner sind es Weber % die für 
Fabrikanten in ihren engen, dumpfen Wohnungen stückweise 
arbeiten — blasse, hüstelnde, durch Gicht verzogene Menschen, 
oder Wollkämmer, die theils in Fabriken, theils zu -Hause ar 
beiten. Fis ist auffallend, wie diese in ihrem Berufe entweder 
bald sterben, oder vor der Zeit siech werden. Sie sind, wie 
die Weber, meist brustkrank, indem der feine Staub bei ihrer 
Arbeit stets die Athmnngsorgane reizt, somit chronische Ka 
tarrhe, die in Lungensucht enden, erzeugt. Ungeachtet des 
sitzenden Lebens leiden die Weber doch selten an Anschoppun 
gen und Hämorrhoiden, wahrscheinlich deshalb, weil sie bei 
ihrer Arbeit immer den ganzen Körper bewegen, demnach keine 
Stockungen in den Unterleibsgefässen entstehen können. Ueber- 
haupt sind bei den Armen Leber- und Milzinfarcten selten, 
ebenso Schmeerbäuche und dadurch bedingte Asthma’s, selten 
auch Hämorrhoiden. Die fortwährende Anstrengung der Mus 
kelkräfte, die schon mechanisch den Kreislauf des Blutes be 
fördert und die durch die Noth gebotene Selbstthätigkeit der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.