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Materia meilica und Toxikologie.
pellier) für sich isolirt gegeben hei den erwähnten Krankhei
ten heilsam wirken, so war die einzige Tendenz der chemi
schen Untersuchung Brom und Jod im Lebertrane zu finden.
Alle bekannten Analysen von der ersten Zeit an, wo der Le-
berthran als Heilmittel aufgenommen wurde, bis in die neueste
Zeit erwähnen nichts von diesen Bestandteilen und jene Auto
ritäten, die ihrer erst vor Kurzem Meldung gethan, betrachten
ihr analytisches Verfahren noch als Geheimniss, denn sie sagen
nur, dass diese Bestandteile im Thrane sich vorfauden, aber,
wie man zur Gewissheit ihres Vorhandenseins gelangen könnte,
diess Hessen sie unerörtert und ungeachtet, dass zu dieser Zeit
gewandte Analytiker unverdrossen den Lebertran untersuchten,
war noch keiner so glücklich, einen für die Therapie erheb
lichen Gehalt von Brom und Jod darin zu finden (Potempa
und Hopf er de l’Ormc). Es kann daher gewiss Keinem
verargt werden, wenn er über die Richtigkeit der chemischen
Analyse des Lebertrans und der gewonnenen Resultate Zwei
fel hegt, zumal da man ausserdem weiss, dass die Chemie bei
ihren Untersuchungen auf Jod in den einzelnen Methoden so
weit gediehen ist, dass eine sehr geringe Menge des Jods
nachgewiesen werden kann, und dass sie im Lebertrane gerin
ger sein muss, als ein vierzigtausendster Theil, wenn sie der
Reaction entgehen soll. Gesetzt es fanden sich im Lebertran
die angegebenen Bestandteile in noch kleinerem Verhältnisse
als das eben erwähnte minutiöse Quantum, so lasst es sich schwer
begreifen, wie man sich nun nach den fast immer fruchtlosen
chemischen Untersuchungen, also ohne alle Wahrheit, berechtigt
halten kann, dass deshalb, weil erfahrungsgemäss das Ol. Jc-
coris Aselli ähnlich wie Brom und Jod wirke, dasselbe auch
wirklich Jod und Brom enthalten müsse. So reiht sich ein
Irrthum an den andern und staunen muss man, wenn man hört,
dass auf diese falsche Grundlage sich noch mehrere voreilige
Schlussfolgerungen stützen. Nachdem nun die chemischen Un
tersuchungen des Lebertrans in Bezug des Jodgehaltes nicht
allein keine ergiebige Ausbeute, sondern fast gar keine ergaben
und der Lebertran doch eine heilsames Mittel bleibt, so muss
man seine anderweitigen bekannten Bestandteile näher betrach
ten, tun zu erfahren, ob diese in den verschiedenen Sorten des
Thrans bedeutend abweichen und welcher Sorte und welchen
chemischen Bestandteilen desselben die wohltätige Wirkung
zuzuschreiben ist. Im Handel kommen mehrere Sorten des
Thrans vor, die sich im Allgemeinen auf zwei Grundsorten zu-
rückf(Ihren lassen. Er ist nämlich entweder dick und theerar-
tig, oder dünn und flüssig. Der theerartige ist entweder
schwarz oder schwarzbraun, und der flüssige rötlich, oder