Full text: Zur Geschichte der Kieler Universitäts-Bibliothek

bibliothek dürfte er bei seiner politischen Thätigkeit wenig gethan haben, er starb 1691 in Frie 
drichstadt. 
Der zweite der Kieler Bibliothekare war der nicht bloss Bücherkundige, sondern um die 
Literatur verdiente Daniel Georg Morhof der erste Professor der Poesie und Eloquenz in Kiel. 
Ueber sein Leben darf ich auf die Jahrbücher der hiesigen histor. Gesellschaft B. 1. Kiel 1858 
S. 18 u. f. verweisen. M. war in Wismar geboren, ward 1665 in Kiel Professor und starb 1691 auf der 
Rückreise von einer Pyrmonter Badekur in Lübeck im J. 1691. Sein bekannter Polyhistor., zum 
Theil aus Vorlesungen hervorgegangen, zeigt sbine eifrige Bemühung, die Bücherkenntniss, die 
äussere und innere, zu fördern. Ausser seinem bekannten Polyhistor hat M. sich verdient gemacht 
durch seinen Unterricht in der teutschen Sprache und Poesie, deren Ursprung, Fortgang u. s. w. 
Ein sehr günstiges Urtheil fällt Prutz über ihn in seinem deutschen Museum, Jahrg. 6, 1856, Juli 
bis Decbr. S. 721, „man findet bei ihm mehr geistige Gesichtspunkte und mehr wissenschaftlichen 
ja fast schon ästhetischen Sinn als sonst auf diesem Gebiete üblich war. Ein Buch war bei ihm schon 
etwas mehr als der blosse Einhand und Titel.“ Sein Versuch des Zersprengens eines Trinkglases 
durch einen dem Tone des Glases entsprechenden Ton des Mundes, den er vor der Königlichen 
Societät der Wissenschaften in London machte, ist auch in neuerer Zeit wiederholt worden. 
Auf Morhof folgte der Professor der Theologie Christoph Franck*), der 1704 als Prof. 
Primarius und Prokanzler starb. Nach ihm trat Sebastian Kortholt ein, dieser ward 1701 ausser 
ordentlicher, 1702 ordentlicher Professor der Poesie, 1705 auch Bibliothekar und ausserdem seit 
1706 Professor der Moral. Nach einem Erlass vom 8/19. Septbr. 1724, der am 9. Januar 1725 von 
der Herzoglichen Commission in Kiel mitgetheilt wurde, sollte das Bibliothekariat an Magister 
Phil. Friedrich Hane übergehen, Kortholt in Zukunft nur Professor der Poesie und Eloquenz 
sein, er starb erst 1760. lvortholts Eifer für die Bibliothek ergiebt sich aus seinen beiden oben 
S. 2 angeführten Programmen. Hane, der 1725 als Bibliothekar eintreten sollte, trat nicht in Funk 
tion, die Ablieferung der Bibliothek verzögerte sich wegen eines erst anzufertigenden allgemeinen 
Catalogs, wegen des Fehlens mehrerer Bücher, 1726 ward K. jedoch von aller Schuld freigespro 
chen. Dem Magister Christian Albrecht Opitz **) ward 1726 das Bibliothekariat übertragen, er 
endigte selbst sein Leben und sein Bruder, der Professor der Theologie Paul Friedrich Opitz, 
besorgte 1735 für ihn die Ablieferung der Bibliothek an den 1733 zum ordentlichen Professor der 
deutschen Beredtsamkeit, 1735 ausserdem zum Bibliothekar ernannten Job. Matthias Käuffelin, 
der 1738 in Untersuchung gerieth und unter Beibehaltung seiner Professorgage von 200 Rthlr. mit 
dem Befehl, sich nicht in Kiel aufzuhalten, entlassen wurde. Das Gehalt, von 1G0Rthlr., welches 
Käuffelin als Bibliothekar gehabt hatte, verlor er. In der theils gedruckten, theils handschriftlichen 
Sammlung von Joh. Friedr. Noodt, die er Annales Slesv. Hols. nannte, heisst es im Jahr 1738, 
S. 137, Käuffelin habe die Ordre erhalten, die Orte zu vermeiden, wo Se. Königl. Hoheit sich 
aufhalten. Es dürfte dies eine Deutung des erwähnten Befehls sein. Käuffelin ging erst nach Preetz, 
dann nach Hamburg und gab daselbst eine lateinisch geschriebene Zeitung oder Zeitschrift com- 
mentarii Hamburgenses heraus, er starb 1751 in Hamburg. Die Gründe seiner Entlassung sind 
aus den mir vorliegenden Acten nicht ersichtlich, er war allerdings mit mehreren seiuer Collegen 
in Streit wegen der von diesen an die Bibliothekskasse nicht abgelieferten Geldsummen, die bei 
Promotionen u. s. w. erhoben waren, oder doch hätten erhoben werden sollen. 
Hierauf folgte Johann Christoph Hennings aus Plön, er war nach der bei seiner Promotion 
im Jahre 1738 gegebenen Lebensbeschreibung 1708 geboren, besuchte die Plöner und Lübecker 
Schule, bezog 1728 die Universität Jena, studirte vorzugsweise orientalische Sprachen, daneben Ge- 
/ 
*) Th. Thiess, Nachrichten von allen Lehrern der Theologie. Th. 1. S. 78. 
,v ) In den Anmerkungen zu meiner am 6. Octbr. 1858 gehaltenen Kede nahm ich S. 73 mit Unrecht an, dass Hane 
als Bibliothekar fnngirt habe und verwechselte Christ. Albr. Opitz mit seinem Bruder P. Fr. Opitz.
	        
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