Full text: (12. Jahrgang)

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fiebe Hungle-Iugend, dann münfche id nicht mehr und nicht 
weniger, al8 daß der Herr Infpektor acht Wochen bei ung den 
Unterricht nimmt und zwar, daß er mit den Hnfants*) (Abe- 
Ihlüßen) beginnt. -—  SHedw, Sibbers. 
Bunte Taaesnotizen. 
Den 12, Oftober. 
€$ ijt nun doch eine liebe intereffante Gefellfchaft, die dn 
chen nicht ganz leife die Treppe hinuntergeht. Bon unten her 
höre ich fie ein Lied gegen den Wind anfingen:; es paßt auf die 
Melodie: „Brüder, feht die Bundesfahne.“ IH glaube fajft, 
fie fuchen damit ihr eigenes Hurchtgefühl zu betäuben, ven 
der Weg in ihr Haus hinüber ift dunkel; eS grummelt und 
rollt und fauft gemwitterfturmmäßig und ihr vereintes Bitten, 
doch bei mir im Haus fchlafen zu dürfen, fand fein Gehör. 
Seit ein paar Abenden haben wir nach des Tages Mübhen --- 
jedes meint doch ficher folche zu haben; ob mit Recht?! — eine 
Ertra-Freudenpflicht. Wir lernen nämlich ein deutfches Lied, 
um unfere lieben Alt- und Neu-Indierinnen damit begrüßen 
3u fönnen. Da qönnte ich nun meiner ganzen lieben Apen- 
rader Schuljugend den Spaß, zu hören, wie unfere Braunen 
Damit fertig werden und nicht fertig werden. Sie find nicht 
ganz ungelübt; eine unter ihnen weiß noch einzelne Wörter 
von vor reichlich zwei Yahren eingeübtem „Harre meine 
Seele“. Aber e8 geht die deutfhe Sprache nun doch mal über 
ihr Begreifen, ihre Zungenfertigfeit hinaus. Mas wunder 
auch! — neben allen andern Sründen — bei der Methode, die 
ich betreibe. Mir nehmen’3 uns in Semütlichfeit, lachen ein 
herzliches und langes und Hoffen, almählich verftändlich fpre- 
hen und fingen zu Fönnen. Einen Abend noch, und dann Jolf 
ten wir gern Frl. Tiemann die erfte Strophe herfagen können, 
wenn fie aus Waltair zurücdfommt, Sreilich, das Lied ift.— 
[prachlich angefehen — faft ein wenig garftig. Sind da Wör- 
tier mie „Freundlich“, „fromm“, „Blüten“, „den“, wie foll eine 
indifche Kinderzunge vas {Oaffen und die Lippen, die fich gar 
nicht bewegen, drehen und fchieben laffen mollen. Sie ver. 
luchen ihr Nedliches, borgemachtem Beifpiel nachzuahmen; 
0 troß aller Srimafjen fommt nicht3 weiter als „promm“; 
Tolange ich auch das Cnd-„n“ in „den“ ausziehe, allein, fagen 
*) Das fcheint nicht übel zu Tein.
	        
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