Full text: (12. Jahrgang)

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NadHfOrift: Alfo, bitte, fOreibt den Salurer Mäd- 
hen einen Freundfhaftsbrief. — „Sima“-Freundinnen heißt 
„Auslands“-Freundinnen. 
Die alte Schlange. 
SH faß an meinem FelatifchH und fchrieb auf der Ve- 
randa unferzZ Predigthäuschenz in Merangi (Telugulkand). 
Da querten zwei junge Männer mit Kavadis, diefen SchHul- 
tertragftöcfen, den Hof. Anftatt der Laften hingen an jedem 
Snde der Stöcde etwa je fechsS übereinander gefeßte, flache 
Deckelförbe. „Was habt ihr?“ „Sarpamulu ayah, Schlan- 
gen, mein Herr!“ Schon fegen fie die Körbe ab im Schatten 
meines Dache3Z und einige bärtige Männer — die fih fhon 
durch ihre Bärte eben alz Leute auZ der Bombaygegend aus- 
wiejen, — ließen fich an der Erde nieder, nehmen die Deckel 
ab. und Schlangen aller Diden und Längen, KobrazZz mit dem 
Brilenzeichen auf dem Hinterkopf und geflecte und fchwarze 
frochen über und hintereinander herum. Auf einem mit 
Schlangenhaut befpannten irdenen Zopf trommelte der eine 
zu feinem Singfang. Die Schlangen gehorchen, fie {Olängeln 
fi, fie richten fih auf, die Köpfe blähen fich zur Breite eines 
großen Auffülöffel3, die Augen treten heraus, die gefpaltenen 
Zungen fahren hierhin und dorihin. Iekt mwiceln fie fich 
dem einen um den Arm, nun um Naden und Haar, 
nun um den Körper, fie gehorchen aufz Wort. In Drei bis 
bier Tagen kriegen fie nur einmal einen Frofch zur Mahlzeit; 
ihre SGiftzähne find ausgebrochen, aber weil diefelben immer 
wieder wachfen, fo fterben Die meijten Diefer Schlangen- 
befjhmörer Doch an Schlangenbiffen. Unfjer Indien ift voll 
von Schlangen. BZehntaufende fterben jährlich an ihrem Biß, 
aber man will fie nicht töten, man betet fie an (fiebe Bild), 
man opfert ihnen. &&3 ift vecdhter TeufelsSdienft. Die alte 
Schlange, der Fürft der Finfternis, jteht dahinter. 
Der Hausherr ift Frank, vier eingeborene „Werzte“ haben 
viel Geld genommen, die efelhaftejfte Medizin gegeben, den 
Kranken verfhmachten und verhungern laffen, er hat „kaum 
noch Atem“. Da kommt der SchlangenbefhwSrer; mit vol- 
len Baden — man fürchtet fie plagen — bläft er feine Flöte aus 
ginem augZgehöhlten trodenen Kürbis und hohlem Bambus, 
er wendet fich hierher und dorther — er hHat’z! Oben im 
Dachaebaltk fit ein Schlangenbeeit eingeflemmt, e3 ift „Laum
	        
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