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Naurathau.
Hrüher beftand dasZ jebige englifch-indijdhe Kaiferreich
aus vielen unabhängigen Königreichen, von Eingeborenen
regiert. Im Norden Indiens werden die Vejer, die einen qu-
ten Mijfionsatlaz befißen, das ehemalige Königreich Chota
Naghpur, d. i. „Meines Reich“, finden, jeßt von den $8ols be:
wohnt, unter denen die Goßnerfche Miffion {Hon lange in {o
gefeaneter Weife arbeitet. Man findet in Chota Naghpur
noch die Ruine des Balaftes, in dem einjt die Könige wohn-
ten, „Naurathau“ heißt fie, das bedeutet „neun Stockwerte“
Das Schloß foll nach Ausfage der Cingeborenen im 13. Sahr-
Hundert n. Chr. erbaut fein. Bon den 9 Stodwerten find nur
noch 4 über der Erde, die andern 5 find in die Crde gefunten,
man nimmt an durch Erdbeben. Da ringsum {umpfiger
Dichungel die Ruinen umgibt, haben e8 die Cingeborenen jel-
ten gewagt, Hinaufzufteigen und nadhzuforfchen, ob noch etwas
von Wertfachen zu finden fei. Die Könige von Chota Nagh-
bur, die fich inzwifcdhen weit entfernt von diefem Schloß nieder.
ließen, haben fich um die Crhaltung der Ueberrefte nicht weiter
gefümmert, denn der Hnder haft Ruinen und meidet fie, Da
das ganze Mauerwerk aus Helfen gehauen, auch die DVBemwäf-
jerung der großen Gärten Tehr Leicht gewejen fein muß, wie
die vielen eingetrochneten Teidhe das erkennen laffen, war
Naurathau einft eine beliebte Wohnftätte indijher Fürften.
Auch die 333 Millionen Sößgen der Hindus find nicht zu hırz
gefommen, das zeigen die noch erhaltenen Tempel an. Was
mürden diefe Könige fagen, wenn fie jeßt ihren Valait und
Ddeffen Umgebung fehen fönnten ?
Chriftliche Dörfer grüßen die Buraruinen, aus denen
MOTgENS UND abend3 die Glode 3U gemeinfamer Andacht ruft,
Und aus den Schulhäufern dringt der Sefang von Oriftlichen
Liedern; ein eingeborener Bafjtor wohnt in dem einen Dorf
und bverjorgt die Chriften, Alte Leute erzählen, daß der lebte
Brahmane im Glauben an das Kreuz Chrifti tarb dort oben
auf den verlaffenen Ruinen des önigspalaftes, Sie berich-
ten, daß die Kinder eines Kolschriften auf ihren Streifzügen
au) bis zu den Ruinen borgebrungen feien und dort in Kind-
lidhem Frobhfinn ihre OHriftlichen Lieder gefungen hätten. Auch
über die biblijchen Sefchichten, die {ie in der Schule gelernt
hatten, unterbielten fie fich, ohne zu bemerken, daß der alte
Yrahmane, von ihrem Sefang und Geplauder anagezoaen, lich