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zeug!“ Das war eine fo gute Empfehlung, daß er jofort einen
Bla fand. ES gibt heilige Leute, welche fich feit 30 Jahren
nicht mehr gemwafdhen haben und ihr Haar nicht kämmen;
Schmuß und Lumpen find gute Dinge in Indien. . Wenn je-
manb einen Freund von der Bahn abholen will, rennt er am
3Zug entlang und fOreit {o laut den Namen desfjelben, daß
diejer ihn, auch zwifjfchen den vielen andern KRufern, unfehlbar
treffen muß.
Während der Keife fibGt man fih nicht ftumm gegenüber,
fondern es ijt eine3 jeden Aufgabe zu erforfcdhen, mobhin der
anbere will, mie biel feine Juwelen foften, was er für Ver-
wandte hat und zwar fo laut, daß das Setöje des Zuges
überfchrien wird. Dabei find Hände, Hüße, Augen und Kopf
in beredier Bewegung. Ein Hauptfaktor ift e$ auch, von den
Mitreijenden zu erfahren, wie viel Cinfommen fie Haben, um
danach den Grad der fOhuldiagen Chrerbietung zu bemejfen.
Auf jeder Station bieten Verkäufer, am Zug entlang laufend,
ihre Waren aus als: Buttermilch, Zigarren Früchte, Fächer,
Kleider, Rückenkrager, Zuderzeug und der Barbier ift bereit,
während des Aufenthaltz dem, der e& wünfcht, feine Dienfte
zu leihen, feinen Bart zu jtußen, die Nägel zu befchneiden,
oder die Füße und Finger zu Mnaden. Die Verwaltung hat
Leute angeftellt, melde die Reifenden bei der enormen Hige
mit Wafjfer verforgen. Da aber die Kaftenunterfchiede dabei
[onderlidH gewahrt werden müffen, it ein Brahmane ange-
{tellt, der allen, die e3 wünfchen, „BrahHmanenwaffjer“ aus-
teilt. Ein Mohammedaner {hreit {od laut er kann: „MohHam-
medanermaffer!“ und die Moslemim kommen und füllen bei
ihm ihre Mefjfinggefäße. Schließlich ft auch für „CSuropäi-
IOes Waffer“ geforat. Alles entjtammt demfelben Brunnen.
Ih hab’3 mal gefoftet, ih hatte brennenden Durft und meine
Wafferflafche war entzweigegangen.. Mir {Omecte e3& wie
Sift. Oft fieht man eine Gruppe Leute um den Mann mit
dem „Brahmanenwafjfer“ herum an der Erde fiken. Sie ha-
ben alle ihre Hände mie eine Rinne vor ihrem Mund zufam-
men gelegt. Der mit heiliger Schnur und SGögenzeichen an-
getane, bezopfte Brahmane füllt mit feinem Meffinggefäß aus
dem Cimer, und gießt auf einen Meter Entfernung in die
aufgehaltenen Hände das von der Sonne gewärmte Waffer,
das begierig gefchlürft wird. Da foOHreit’3 aus einem Wagen:
„Wo ift der Hindumwafjfereimer ?“ Cin Mitreifender ruft aus
dem Fenfter: „Dooovvoh! Hindumwaffereimer! Romm,