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die Haie im Wafjer. Am 7. November, einem Sonntagmor-
gen famen wir in Colombo auf Ceylon an. Daz Sprachen:
gelwirr war unbefchreiblidh. Jeder hatte mit fich felbfit über-
genug zu tun. Ih Hatte mein Gepäck zufammen gefjammelt
und geftattete niemandem etwas anzufafjjen. Meine Aufre-
gung war nicht gering. IQ konnte nicht effen. Wie ich’3 mit
der Yandung machen wollte, wußte ich felbjt noch nicht, erjt-
mal wartete ich aljo. Der Gepäckneifter riet mir, voraus an
Sand zu gehen, er wollte mir meine Kifjten hinüberfenden, aber
ich ging nicht darauf ein. Ich wollte lieber alles zufjammen
haben. Da kam ein englifdher Hafenmiffionar an Bord, ein
Wir. Albers, der beforate meine Sachen und nahm mich mit
an’S Zand und in das Miffionshaus feiner Sefellfchaft. Das
war fehr erfreulich. Inzwijfdhen war aber die Uhr 11 gemwor-
den und mein Magen Inurrte nicht wenig. Die Taffe Tee und
das Stückchen Brot, welches ich bei meiner Ankunft bekam,
vberfchlug auch gar nichts, Am Montag wollte ih mir die
Stadt ein wenig befehen.: Mir fOHmwindelte ordentliH von
all dem Neuen. Die {Hweißtriefenden Kuliz, die pfeilge-
Icwind nıtt ihrem Wagen in dem ein Curopäer faß, dahinjag-
ten, taten mir fehr leid. Ich pilgerte durch die Eingebore-
hen Stadt hindurch, verftand die Leute nicht und wurde nicht
verftanden, ich verlor die Richtung, lief und Neff, die Somne
brannte immer beißer, der Schweiß rann immer {tärfer,
ich hatte mich einfach verirrt; ich mollte nach dem Meer fragen
um mich nach) demjelden zu orientieren, aber wo? und Doch
mimmelte e$ von Menfjcdhen. Nun umzog fich der Himmel,
on jtürzte ein Regen hHernieder, dem mein Schirm feines-
wegS gewachfen mar. Von innen war ih naß von Schweiß
und von außen vom Kegen. Ich lief immer weiter. Da fah
ich auf einmal die Spike eines Kirchturm8s, der ging ich nach,
fie fam mir befannt vor und bald jtand ich am Hafen, nun
mußte ich Befcheid,. Nach 11. Stunden war ich im Mijjions-
Baus. Am Dienstag nachmittag 30g mein Schiff den Hafen
Hinaus, Tnticorin zu. Die Ratten hüpften ganz munter in
meiner Sajüte herum und die qroßen braunen Kakerlacken
und die Meinen braunen Wanzen fchienen meine Xoje gepach-
tet zu haben, jedenfalls fhmärmte eS davon. Ich verfuchte
zu ejjen, eS waren ja noch die Lichter von Colombo zu fehen,
aber eS ging nicht, es war fchrecklidh. Ich warf mich in die
X oje, trog Wanzen und Kakerladen, mir war Leben und Ster-
ben einerlei, Die Seekrankheit hatte mich, aber ganz. Da war
28 eine Erlöfung, als man am nächften Morgen Boden, indi-