Full text: (9. Jahrgang)

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ftaubfreie Luft, mie freuen wir UNS iiber die reizenden Leucht- 
fäferchen, die die Bäume ringsum wie WeihHnacdhHtSbäunme er- 
glänzen Iaffen, und vor allem, wie wohltuend ijt die Kühle und 
der erfriichende Wind! Dann aber wird diefes willkommene 
Naß immer aufdringlider, eS durdmweicht die ‚Biegel, [OLieß- 
Lich das ganze Dach, und die 10 unangenehmen Traufen be 
ginnen. — Dug, durg geht’8 hier, dug, dug £lingt’8 da, Schalen 
und Gefäße werden hHerbeigetragen, aber fie wollen nidht Lan- 
gen, da iit guter Mat teuer, Papier ift Bald durchtränkt, und 
man tut am beiten, alles, was Schaden Teiden ann, aus den 
FTraufen zu fhieben und fich getröften, daß e8S ein Yebergang 
ijt und daß (menn auch nicht Jo {Önell wie in Deutidhland) nach 
dem Regen die Sonne mieder fcheint, und alles wieder an- und 
auftrodnen wird. Der Mufjfgerucd wird allerdings mit jedem 
Tag unangenehmer, fO)kicßlid nimmt man zUm Ofen feine 
Zuflucht, zündet ein Feuer an und dekoriert ihn mit Decken, 
Kiffen, Kleidungsftücken und momöglidh au Shuhzeug und 
Büchern, die dem Schimmel am meijten au8sgefeßt find! — 
Wie freudig mird nach jo dunklen Regentagen dann wieder die 
Sonne Gegrüßt, man läßt ihre Strahlen dur offene SFenfter 
und Züren hinein, und wehrt ihnen nicht, wenn fie aud) De- 
fondersS Heiß und glühend find! — Außer diefon Traufen- 
fampf haben wir Hausfrauen noch gegen die weißen Ameijen 
zur Selde zu ziehen, die fehr gefOäftig find, in unferm Haufe 
UnteriOlupf zu fuden und das DachHholkz mit einem Lehmge- 
wand zu überziehen, unter dem fie ihr Beritörungswerfk be- 
treiben. In einigen Zimmern find wir ihnen täglih mit eis 
ner langen Stange zu Leibe gerückt, Dis fie denn DGefiegt wa- 
ven und fid zurüczogen. FJm EChzimmer Hatten fie in der 
Mauer einen Tangen Gang gebaut und die Wand ausSgehöhlt. 
Bi8 fie Herausbauten und id. fie bemerkte und nur froh war, 
daß fie nicht gerade auf ein Bild geftoken waren, das fie ohne 
Frage zerftört Hätten! — — 
Diejes find für uns Frauen die unangenehmiten Seiten 
der Regenzeit, die Männer aber, die am Sonntag in einer Di- 
jtrittskapelle predigen miüjffen and durch tiefe Wafferlücher, 
dien Moralt, dur HHüffe vder auf glitfdhrigen Dämmen ent- 
lang reiten müffen, id die Hohen SReitftiefel volmaten, wüäh- 
rend e8 au8 der Höhe oft ununterbroden auf fie niedergießt 
und fe felbft, jamt Kauditrägern und Kaudis, durdmweidht, daß 
fie nachher auf naffen Matragen oder Stroh {Olafen müffen 
Fönnen Eud noch andere Lieder fingen! —
	        
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