Full text: (9. Jahrgang)

— 138 — 
Kafhinath, dem Prielter auf dem Berge, aber der weiß aud niOtS 
von der Geichicdhte, das mar jehr traurig. Auf den von Milli- 
onen Füßen in Hundert Jahren glatt polkierten, ausgetretenen 
Steinitufen, die zum Tempel hinaufführen, fit Narajana oft 
lange, lange, vergißt Ejjen und Trinken und Schlaf, der 
Kopf ijt auf die Knie gelegt, daS ange fAmwarze Haar {ft auf: 
gelöit. Warum taten ihm die Götter dies? Warum Slieh er 
allein, menn er doch nur jenen Mann träfe, der mit den Mü- 
den zu reden verftand, wo Hatte er doc von Yhm gehört? Da 
Legt er einmal in tiefer Nacht auf feiner Matte, draußen {ft 
Sochzeitsmufik, fie mifcht {ih in fein Sinnen, vor feinem in- 
nern Auge tauden Hochzeitsfaceln auf! — Nun Hat ev’8! 
Richtig, in Punzapıur war e8, bei der Hochzeit jeiner Schwe- 
jter. Sr fieht ja den Helen Jüngling noch vor iO, hört feine 
Worte, die wie Mufik find, e8 kommt ihur alles zurück, alles, 
auch saß Sr, nachdem feine Seele dürftete — geftorben war, tot, 
— '9(f8 er den Holzitoß anzündete, auf dem die Leiche feines 
Miitterleins lag, war’8 zum BVerfinkfen gemwejen; viel, viel 
traunriger war er jet — denn der „Cine“ mar tot — e8 gab Feine 
Hoffnung. Tage gingen, Nächte (Ömanden, es war alles Hoff= 
nungslos. AWoer dämmerte nidht doc ein Strahl? War der 
Cine ein Menidh. geworden, dann mußte er ja jterben, Die 
Erzählung von damals fhloß ja Auch wicht mit dem Sterben, 
fie il ja mit Auferjtebung uNd Sieg! Gewiß, io war’8, 
dem ichreclidhen Sterben am Kreuz folgte ja das Wiederfehn 
mit Seinen Yaingern — fo nannte der junge Prediger ja Seine 
MAnbeter. — Nun kannte feine Seele fich jelbit nit mehr — 
alles in ihın jubelte „Sieg“, fein Heiland Tebte! Und nun 
fing er an mit hm zu reden, und Helle war e$ um ion. Wenn 
er nur gewußt hätte, mie Sr anzubeten jei. Er redete nicht 
viel von You, aber Tag und Nacht Hefchäftigte fidh jeine Seele 
mit Jhm, feinen Tempeldienft tat er mechanijidh. Der Hindu 
fand Fein Unrecht Darin. 
Hinter jeinem Garten Iag ein Stüd unbebautes Land. 
Das reinigte er, nadhdem er zu feinent Heiland gebetet, mit 
eigener Hand von dem übermuchernden. Gejtrüpp, tm Sdmweiß 
jeine8 Angefichts. Keine fremde Sand, die Yon nicht verehrt, 
jollte Helfen. Hier baute er Mit feinen eigenen Händen ein 
feines Haus und deckte e8 mit Biegeln, € war midht alles 
funjtgerecht, aber er mußte eS felbit tun, jeinem HErın ein 
SHauz hauen, aus kauter Liebe allein. Sr Hätte Gold und Sil- 
ber aufwenden und einen Tempel mit goldener Kuppel und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.