Full text: (8. Jahrgang)

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geziert, aber immer noch fehlten die Lidhte. Da, gerade zur 
rechten Zeit, IOhickte fie uns der Herr, und fie wanderten gleich 
in die irche. Wie gerne Hätte ih eu diefelbe mit dem bren- 
nenden Baum und der taufendköpfigen Menge abfonterfeit, 
aber das ging nicht, dazu waren auch zu viel unrtudhige Feine 
Söäilte da. Aber nun feht ihr doch unjern Baum! So Dübfd 
gewachfen mie unjere [hlankfe Tanne ift die Tamarinde Tängit 
nicht, aber das Caubd ijt zart und fein. Die große Kirche war 
von Säule zu Säule mit Blätterguirlanden und Laternen ges 
Ih miüict und um 6 Uhr begann die Heier, zu der die große 
Slocfe alle rief; ESrit die Polannen brachten die Leute zum 
Schweigen und voll und mächtig ertönte das Lied: „DO du fröh- 
liche, vo dn jelige“, worin die ganze Schar einftimmte, 
Br. Wohlenberg, der die Predigt hielt, mußte fi anitren= 
gen, um mit feiner Stimme durchzudringen, denn die vielen 
Bahys, die eingeengt auf Mutters Schoß jaben, wollten fi 
3... diefe Freiheitsberaubung nicht gefallen fafıen und prote- 
jtierten eifrig, aber bei der großen Menge mar die Unruhe 
feine bejondere. Die Erklärung des Baumes übernahm mein 
Miann; fic muß alljährlih gegeben werden, weil die Heiden 
ihn fomit für unfern Gögen Halten, und es liegt ja fo viel tiefer 
Sinn in unferem gefümückten, brennenden Chrijtbanm, nicht 
mahr? dach der Firdhlihen Feier geht’8 in die Saubhütten, 
Schulen u7jmw., an die Kochtöpfe, das einfache Mahl zu bereiten, 
und wir zünden ung den eigenen Weihnachtsbaum an und 
halten noch zufammen cine ftille Feier, Eine befondere Freude 
war es, daß die deutihe Pojt am Heiligen Abend eintraf, was 
gab’$ für uns wohl beffereS al3 die lieben hHeimatliden Briefe 
alt Iejen und zu genießen? MNMatürlich erichollen auch unfjere 
deutichen Weijen. Später machten wir noch einen Iurndgang 
in die Häufer unjerer Knaben, die eben unterm Baum ihre 
Mudacht gehalten und fih zur Ruhe riüiteten, um am eriten 
Hcittag wieder zum Hrläühgottesdienit bei Sonnenaufgang 
unter zu fein. Die Dorfkinder murden mit Büchern beglückt, 
das übliche Cramen mußte wegen Mangel an Preifen aus- 
falfen. ach dem Hauptgottesdienit war die Delkucdhenver- 
teilung, worauf {bon viele dag Bündel iOnürten, um in ihre 
Dörfer zurüd zu fehren. Zum Jiturgiidhen Öottesdienft am 
Nachmittag war die Zahl {hon vermindert, und den zweiten 
Hejttag feierten nur noch wenige mit uns, 
DO Keblide Weihnacht, mie fo bald biit du entiOmwunden, 
mwic {0 bald ijt dein Geläute verhallt, find deine Lieder ver-
	        
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