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Die Hererovs find aber freie Leute, Jelbit ihr Häuptling hat
wenig‘ Gewalt über fie. Er hat nur den Vorzug, mehrere
Hrauen. zu Haben. Wird dem Hererovater ein Knabe geboren,
jo ruft er feinen Freunden die Worte hinaus: „Sin VBögeldhen“;
denn er wird fich beim Hiten des Vichs3 im VBogenfhieken
üben. Bei der Geburt eines Mädchens, die viel willfommener
find als bei unferen Hindıu, heißt eS: „ein Zwiebeldhen“, denn
e$ wird ihre Arbeit fein, Wurzeln auszugraben. So früh, wie
unfere Jndier, verheiraten Herero ihre Kinder nicht. Eine
fünfzehnjährige Hererobraut gilt für jung. Welcher Deidnijche
SHindır Heiratete wohl noch eine fünfzehnjährige alte Schachtel!
Sögendienit kennt das Volk nicht, denn der einige ®ott ijt gut,
wenn nur die böfen Ahnengeifter nicht wären! Man muß
nen einige Opfer bringen und dann das abfcheunkiche Bau:
bern! Gajtfrei and freundlich, daneben graufam, faul und
Teichtfinnig find die Gererv. Hat einer etwas, {vo muß er dem
Volfkfsgenofjfen, der nicht8 hat, durchaus mitteilen. Die Miffi-
onare flagen, daß ihre Dienfitleute das iOnen zugeteilte Eijjen
an andere verteilten, dann Jelbit hungerten und nicht arbeiten
fonnten. Wie Kann hier Hriftliche Liebe veredeln und heiligen,
Die Mifjlionare rühmen fehr die trete Mnhänglichkeit und
Dankbarkeit ihrer Leute, unter denen fie von Barmen aus num
feit fafjft 60 Jahren gearbeitet haben unter Gottes Segen und
bei ganz erträglid gefundem Klima (außer im Nordojten des
Vandes, wo Malaria und SoOmwarzwafferficher infolge größerer
DeUOtigkfeit unter Eingeborenen und Weißen große Opfer for
dern). In den Schulen finden fi, neben OHrijtlidhen, auch viele
heidnijdhe Kinder. Sie {Hreiben {Oön und fingen gut, aber das
IHechuen ijt ihnen eine harte Arbeit, denn fie mögen nicdht den-
fen. Große Freude maden fie den Miffionaren mit ihrer Luit
zur bibliidhen Gefchidhte, Iebt miüffen fie au Deutfh lernen,
die Keinen, (dmarzen Kerken und das wird ihnen gar nicht
idwer, nachdem bekanntlich feit 1885 .unfer Deutfhland das
Hereroland zu feinen Kolonien zählt.
Von den feindlichen Naturgewalten im Lande madjen wir
uns in der Heimat keine Woritelung. Bon den Heuforecken:
plagen, welche oft alles verderben, berichtet der „Herold“ an
einer andern Stelle, „cute i{t’8 die Hibe, morgen plöglich daher=
braufende Ueberfhwemmungen, welde neben den Termiten
und Ynfekten große Zerftürungen anrichten. Die enropäifchen
Händler werden mit dem geliebten Vieh bezahlt; erft lich man
den Eingeborenen, zwang fie dann ‚aber mit Binfeszin“ au