Full text: (7. Jahrgang)

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d. 5. der nach der Straße hin offenen Veranda irgend eines, dem 
Verneifer der Dorfiugend geneigten HaufesS, gehalten werden, 
Der ganze Straßenverkehr flutet in der ganzen Breite der 
Schule vorüber und Hffentlih vollzieht fih das ganze Schul- 
leben vor den Augen und Ohren der Dörfler. RNRachtS dient ein 
folder Schulrzaum ohne Umfitände dem müden Wanderer zur 
Kaft, die frei umher Iaufenden Schfen und Wäljcherefel nehmen 
Befiß und machen e8 fich gemütlidh. Wir wollen nidt anneh- 
men, daß auch das Orungtier darin ObdachH findet, denn in 
einer {o gemeinen Gegend, mv diefe {Omarzen Furzbeinigen und 
[Oligängigen Biehbejtände ich finden, d. I. bei den Parias, fin= 
det fihH doch jelten eine Schule größeren Stils; diefe geringen 
Leute find von vornherein ausgefloffjen. 
Kaum ijt die Sonne um 6 Uhr aufgegangen, da fammeln 
RO {hon die erften Bürfhlein auf ihrer Peial. € fieht da 
etwas unwirtlih aus. Das liebe Vieh, das fich dort nacht$ aufs 
gehalten, hat den Jußboden unangenehm zerkfraßt, aber das 
Heißige Beftreihen mit dem in-Fndien hoch gejdäßten  Kuh- 
dung, der ja eben gleich zur Sand it, bringt bald einen guten 
Bodenanitrich zu Wege, der nicht nur färbt, fondern auch 
feftigt. Das Dach der Peial läßt die Herrliden Sonnenitrahlen 
din und her Iuftig zwijdhen den trodenen Balmenblättern, wo- 
mit eS gedeckt ift, hindurchtanzen. € hängt dort oben voll 
von Spinngeweben, die mander Fiege und mancdem Käferlein 
recht verhängnisvoll geworden find. Die Iieben, heNäugigen 
Eidecdhjen hufhen zwifdhen dem SGechält aus Palmyraholz (e8 
fann dasjelbe nicht gefägt werden, jondern wird geriffen und 
it deshalb fehr raudh) beutejudhend umher. Die drei Wände 
geben einer Iebhhaften Phantafie viel Gelegenheit zum Nach- 
denken über die Urfache des gegenwärtigen AusfehensS, HFe= 
desmal, menn nämlid die Heinen braunen XKnabenhände ihren 
Fußboden jo fhün mit „Peda“ gewaldhen haben (Peda i{t der 
obengenannte ehrmwürdige Stoff), wijdhen fie diejelben an der 
Wand ab, denn fo viel Gewandung tragen fie Kann, als daß 
diefje dazır geniüge, und wozu wären auch fonft die Wände da? 
Hin und Her find Holzpflöcke in die Wand eingefkagen. Daran 
hängen die „Lehrmittel“: Tafeln und SdhHreibhefte. Die Tafeln 
beitehen aus Holzhretithen, die mit Ziegelftanb Kberzogen find. 
Die ‚Schreibhefte find au8 Palmenbhlätterftreifen, weldhe auf 
Bindfaden aufgereiht find, hergeftellt. Lehrulidher find eben- 
Toldhe mit eifernem Öriffel auf dem Knie als Schreibpult her- 
geftellte Handichriften.
	        
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