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7 Yahre alt wurde, wollten die Eltern, gemäß dem alten Wan-
del nach hHeidniich väterlidher Weife, dem Knaben um Die bei-
den Faußgelenke ein dünnes Band binden. Das Hit Mala-
zceremonie und deutet an, daß die böfen Geijter von den. Wegen
fern gehalten werden, auf denen hinjort die Füße des fo Ge-
bundenen wandeln. „Ich verbitte mir das, ih bin ein Chrift,“
war die energifiche Antwort des Meinen Burjcdhen, „or joltet
(icber mit mir zur ScoOule kommen und Hriftlidhe Lieder an=
hören.“ Sonntags ging Surana überhaupt nicht ins Elierns
haus, fondern verbrachte den ganzen Tag im Haufe des Cvan-
gelijten, fingend und Gejänge hHörend. Nach vier Tagen mußte
ih den Ort verlaffen. Surana taufte ih nicht. Im Mai
(1906) {tarb Surana8 Vater ganz plößlih an der Cholera,
Sin Dktober famı ich zufällig auf einige Stunden durhs Dorf.
Surana erzählte mir glücktrahlend, daß feine Mutter jeBt De=
reit jet, fih mit ihın taufen zu Iafjen, Out, erwiderte ich, ich
fomme im Jamtar, hilf du dem Evangelijten beim Zaufunter-
richt. Das Vaterunjer und das OGlaubensbhekenntnis muß
deine Mutter auswendig wifjen, fonit Kann ich fie noch nidt
tanfen und die Gefhidhten von FJefu, dem Sünderheiland, mußt
du ihr ebenfalls immer wieder erzählen. Wie der Heine Sıt=
rana fih freute! „Tanfen Sie uns fiderlid im Januar?“
„Ka, mein Junge, ganz gewiß!“ Am 23. Januar d. JS,
abends 6 Uhr, Famen wir auf unjerer Margarete in Balla-
bhadrapıur an. In der Ferne Hatten Bewohner des Ortes be-
reit8 unfer Boot Geobacdhtet und unjere Ankunft verkündigt.
Ehe das Boot anlegte, waren deshalb der Evangelijt und meh-
rvere Chrijten f{hon am Ufer verjammelt, uns zu begrüßen.
30 vermißte Surana und fragte nach ihır. Antwort? „Sut=
rana ijt vor 6 Tagen am Sicher geftorben. Er war drei Tage
Eran£, Wir waren beftändig bei ihn. Sr aß und trank nichtS.
(Er betete und ermahnte feine Mutter und alle übrigen VBer-
wandten, Chriften zu merden. Er redete wie ein alter Mann,
In der Hritten Nacht betete er den Schluß vom Vaterunfer:
Denn dein ijt das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in
Ewigkeit, Amen! und ftarb mit diefemn Gebet auf den Lippen!“
Vieine Frau meinte, ih märe blaß geworden wie der Zod hei
diejem Bericht. JH war in der Tat jehr erjhrocen und konnte
faunın Worte finden. IH ging Jofort ins Dorf. Auf dem Wege
dorthin begegnete mir Surana’s Mutter, fie umklammerte
meine Füße und weinte Herzbredhend. JO Hätte eS faft
wit ihr getan, denn ihr Junge war mir ans Herz gewachten.