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tima war niederer Geburt, mußte fie au ftets dicht verfchlei=
ert fein, fie ging doch frei umbher und vermittelte den Verkehr
der Abufjchen Damen mit der Außenwelt, | .
Jun Harem wohnt die Zankffucht, Wie erftaunten die
Hrauen über Sundaris Schönheit und [Ouldlofe Anmut. Fa
tima Hatte gehofft, nun mürde der Neid emporIodern, und
man würde keine Mitbewohnerin des Harems annehmen, weil
der Herr Abu Talib nicht zu Hunyfe war; aber das Kind tat es
allen an. Sie drängten fid um Fatima und beftürmten fie
mit Fragen. Sundari verftand nichts und war ganz verwirtt,
denn alle betrachteten fie und fragten wieder, bis die Kleine
in bitteres Weinen ausbrad. Sie wollte zum Vater; hier war
die weiße, gute Dame nicht, Die Tränen liefen über die
jdmarze Farbe der Augenlider und machten auf den mit Saf-
tan gefärbten Wangen lange Strakßen. Sundari TOLuchzte zum
Herzbrechen. Das Mitleid erwachte in den Frauen. Eine
ältere befahl: „Fatima, nimm fie fort, wir brauchen bier kein
Heidenmädel,“ und Fatima war nicht faul, fie packte fie fOnell
ein. Aber da mifchte fich eine feine, zarte, wohllantende Stimme
hinein: „Nein, dır darfit fie nicht fortnehmen, fie gehürt mir,
der Herr Hat fie mir anbefohlen, bi8 er wiederkäme.“ Und
das wurde in unferer mufifreichen Telugufjprache gefagt, Sie
Hel wie Baljanı in Sundaris Herz. Sie verfuchte, die Tränen
3u frodnen, um die Sprederin zu fehen, da wurde ihr Geljicht
no fOmußiger. €3 war Kofia, die Hauptgemablin, die ge=
iprocdhen. Da mußte Sundari bleiben. Nur ermacdhte die Cifer-
Iucht, der Geifer flog nur jo, da wurde gezankt wie man nur
in Jndien eS kann. Die fanfte, 15jährige Rofkia, die erft feit
einem Jahr hier war und aus Madras jtammte, war den
RAummer gewohnt. nn ihrem reihen Vaterhaufe war fie 10
gelicht worden, da Kam Abu und heiratete fie. Sie wußte nicht,
daß fie die vierte zu drei älteren Hrauen, deren Abu Über-
drüffig war, geworden jet. Wie wurde jic deshalb von diejen
üchaßt. Der Kummer fraß an ihrem Herzen. Daß ihr eigener
Bater auch drei Hrancn hatte, wußte fie gar nicht, denn er
batte jeder einen eigenen Haushalt eingerichtet, da wußte man
nichts von einander. Rokfia verblüthte, ihr MNuge glänzte nicht
Mehr; aber ihre Stimme war noch voll und fhön; fie erhob fich
ir felten noch yon ihrem Lager, da war ihr die Heine Sun-
dari (der Name bedeutet: die Schöne) ein Troit. Aber Sun-
dari! Wo war nun für fie der Bach, da fie Watier holte, wo
das Meriteckipiel im Tempel, mer würde ihrer Sefchichte Iau-
(Oen? NRokia hatte einen keinen Hungen, aber die Mutter