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„6leibe bei mir jtehen!! Meine Kraft verläßt mid. Siehft
du den Stern über uns?“
„Ja, Kapitän!“
„Wenn meine Kraft midh verlaffen follte, fteuere gerade
darauf zu, dann feid ihr geborgen; verliert ihr ihn aber aus
den Augen, jo werdet ihr zertrümmert; und, Klas, vergiß
nicht, es gibt noch einen anderen Stern, den mußt du ftet$ im
Auge behalten, wenn du einmal fider in den Hafen einlaufen
willie!“
Ich mußte, was er meinte: er wies midh auf den HErrn
Sefum Chrijtum. Er war der gewiffenhafteite und getreuefte
Kapitän, den ih gekannt, und nie ließ er eine Gelegenheit
unbenußt, wenn er uns etwas Jagen fonute, das von Wert
war für unjere Seelen. Als er den Sturm nicht länger er=
tragen fonnte, rief er mit einer Stimme, die das Unwetter
noch übertönte: „Behaltet den Stern in Sicht, Jungens!“
Dann wurde er nach der Kajlite hinuntergebracht, und iO
Habe ihn nicht mehr wieder gefehen. AlS ih von dem Berluft
hörte, der uns getroffen, bat ich, fie möchten mich an das Steuer-
rad feitbinden, damit ih bis zum Tode die Befehle meines
alten Vorgejegten erfüllen fönnte. Der Sturm nahm zu an
Wut, und die Tränen in meinen Augen machten mich faft
olind, aber doch gelang c8 mir, den Stern im Auge zu behal-
ten. Nachdem wir zwei Stunden durch einen engen, tückifchen
Kanal geitenert waren, befanden wir uns$ zwar in einer er-
regten Sce, aber wir hatten doch nichts mehr mit der Bran-
dung zu tun. Der Stern hatte uns richtig geleitet, und nun
fonnten wir fegeln. Al8 das Schiff außer Gefahr war, ging id
in des Kapitäns-Kajlite. Eine FJagge bedeckte feine Leiche,
aber jein männlicdhes ent{dhloffenes Gefidht, das jelbjt der Zod
nicht fehr verändert hatte, mar unbedeckt. IH war ein rauher
Ylatrofje, aber ich Fikte und beneßte cS$ mit meinen Tränen.
So Eniete neben dem harten Bette nieder, auf welchem er
[ag, und fflehte inftändig zu meinem Gott und HErrn, Er
möge mich dıurd die Stürme des Lebens keiten, wie Er mid
diefe Nacht geführt hatte dur die Gefahren, die ung umga-
Gen. Miein Gebet ward erhört. Seit jener Nacht habe ih den
Stern in Sicht behalten. Yebt werdet ihr e8 veritehen, daß id
old ein Sterngucker bin.“ (Batfeler B.-Bl.)
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