Full text: (7. Jahrgang)

114 — 
„6leibe bei mir jtehen!! Meine Kraft verläßt mid. Siehft 
du den Stern über uns?“ 
„Ja, Kapitän!“ 
„Wenn meine Kraft midh verlaffen follte, fteuere gerade 
darauf zu, dann feid ihr geborgen; verliert ihr ihn aber aus 
den Augen, jo werdet ihr zertrümmert; und, Klas, vergiß 
nicht, es gibt noch einen anderen Stern, den mußt du ftet$ im 
Auge behalten, wenn du einmal fider in den Hafen einlaufen 
willie!“ 
Ich mußte, was er meinte: er wies midh auf den HErrn 
Sefum Chrijtum. Er war der gewiffenhafteite und getreuefte 
Kapitän, den ih gekannt, und nie ließ er eine Gelegenheit 
unbenußt, wenn er uns etwas Jagen fonute, das von Wert 
war für unjere Seelen. Als er den Sturm nicht länger er= 
tragen fonnte, rief er mit einer Stimme, die das Unwetter 
noch übertönte: „Behaltet den Stern in Sicht, Jungens!“ 
Dann wurde er nach der Kajlite hinuntergebracht, und iO 
Habe ihn nicht mehr wieder gefehen. AlS ih von dem Berluft 
hörte, der uns getroffen, bat ich, fie möchten mich an das Steuer- 
rad feitbinden, damit ih bis zum Tode die Befehle meines 
alten Vorgejegten erfüllen fönnte. Der Sturm nahm zu an 
Wut, und die Tränen in meinen Augen machten mich faft 
olind, aber doch gelang c8 mir, den Stern im Auge zu behal- 
ten. Nachdem wir zwei Stunden durch einen engen, tückifchen 
Kanal geitenert waren, befanden wir uns$ zwar in einer er- 
regten Sce, aber wir hatten doch nichts mehr mit der Bran- 
dung zu tun. Der Stern hatte uns richtig geleitet, und nun 
fonnten wir fegeln. Al8 das Schiff außer Gefahr war, ging id 
in des Kapitäns-Kajlite. Eine FJagge bedeckte feine Leiche, 
aber jein männlicdhes ent{dhloffenes Gefidht, das jelbjt der Zod 
nicht fehr verändert hatte, mar unbedeckt. IH war ein rauher 
Ylatrofje, aber ich Fikte und beneßte cS$ mit meinen Tränen. 
So Eniete neben dem harten Bette nieder, auf welchem er 
[ag, und fflehte inftändig zu meinem Gott und HErrn, Er 
möge mich dıurd die Stürme des Lebens keiten, wie Er mid 
diefe Nacht geführt hatte dur die Gefahren, die ung umga- 
Gen. Miein Gebet ward erhört. Seit jener Nacht habe ih den 
Stern in Sicht behalten. Yebt werdet ihr e8 veritehen, daß id 
old ein Sterngucker bin.“ (Batfeler B.-Bl.) 
A 
as 
DD 
We
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.