Full text: (7. Jahrgang)

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fort mollten und behaupteten, immer bei mir bleiben zu wollen. 
Jeßt, wo fih auch eine Reihe von Schülern und Schülerinnen mit 
einftellen, mird die Sache mehr ernit genommen und es$ geht ganz 
ordnuNGgSmMäßig uNd regelrecht her. Vorn figen die ganz Klei- 
nen, Sem, der fih auf dem Bild nad feiner Schweiter Minna 
umichaut, und euch nur feine Müßge fehen Iäßt, fie felbft, die 
Feine Mathilde, Catharinens Bruder Alphäus, Clemens und 
Hisfia; dann fommen die größeren Knaben, Gebrüder Fefaias, 
Hofua: und Jiaak, von. denen die leßteren Zwillinge find, die 
ihr der Achnlichkeit wegen, leicht finden Fönnt. Dann FJofeph 
und Samion, die Söhne unferes Kaufmannes Raphael, der uns 
mit allerlei XKolonialmaren, die mir früher weit her beziehen 
mußten, verforgt; die Enkel der alten Hanna, Samuel und 
Johanna, die mit allerlei Heinen Mäddhen die lebte Neihe 
bildet. Schon eine Stunde che die Glocke ertönt, {teht dies 
Feine Volk auf unjerer Veranda und kann die Zeit nicht ab- 
marten. Zuerit wird gefungen, dann erzählt und abgefragt, 
und neulich hieß eS einftimmig auf die Frage: wozu der Mund 
gefhaffen jet: „Zum Eifen!“, womit ich doch nicht ganz zu= 
jrieden war. Bum Schluß erzähle ih ihnen eine Keine Ge= 
Ichicdhte, die fie befondersS gerne Hören, und nadhH einem Lied und 
furzem Gebet trottet die feine Schar fehr vergnlügt ab. 
Veider find fie nicht immer fo artig und gehorfam wie bei 
ms. Zu Haufe befommen fie {tet8 ihren Willen und haben 
[eider dort immer das Regiment, E€$ wird mit ihHnemn alles 
beiprochen, auch was für ihre Ohren noch nicht taugt und was 
ihnen fhadet. Infolgedejffen find fie früh reif und felbjtändig, 
und wenn Vater und Mutter auf Arbeit gehen, find fie ih 
jelbit überlafien; Sie größeren forgen für Haus, und die 
fleinen laufen mild umher, und niemand kümmert ih um fie. 
So beginnt ihre Erzichung eigentlich erit in der Schule; bis 
dahin find fic ihre eigenen Herren. Augenblicklich gibt es bei 
uns viele Meine Patienten, die an Dyjenterie erkrankt find. 
Wie fehlt’S da an der rechten Pflege! Die Medizin mird nicht 
gegeben, denn: „Das Kind will fie nicht nehmen!“ Heißt eS ein- 
fach. Da geht Schw. ElifabethH von Hütte zu Hütte, um fie den 
ich jträubenden Kindern mit Gemalt einzulöffeln, oder, wenn 
die Eltern gar zu unvernünftig find, Holt fie die Kinder ins 
eigene Haus, damit nicht alles wieder durch Ejfen von Gemiüfe, 
Pfeffer, Curry oder ODbjt, das ihnen, wenn fie eS begehren, un- 
bedingt verabreicht wird, verdorben wird. Bei uns find fie wie 
umgewandelt, ganz zahm und artig, fo daß wir fie doch recht
	        
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