Full text: (6. Jahrgang)

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föhnung zu bitten, erwiderte er wiederholt: „Sch hete um den od 
diejes Menjdhen.“ Wegen folcdher Unverföhnlichkeit mußte der 
Mann aus der Aendmahlsgemeinfcdhaft ausgefchloffen, werden. 
Hierliber ergrimmt, verließ er Haus und Arbeit und fiedelte in 
das nahe Heidendsrflein über. Die Entiheidung über die Frage, 
wer im Rechte oder im Unrecht fei, jtellte er der P e ft anheim, 
„Hat der Miffionar mit der über mid verhängten Kircdhenitrafe 
unrecht, fo wird die Beft ein Glied jeiner Familie megraffen ; habe 
id unrecht mit meiner Unverföhnlichfeit, fo wird die Strafe meine 
Kamilie treffen,“ meinte er, Alsbald entfernte er feine Kinder 
aus der EChriftenfdhule und jandte fie in Heidenjhulen. Seiner 
Tochter verbot er hei fürchterlidher Strafe den Befuch des Konfir- 
mandenunterrichts. 
SInzwifhen fing der Würgengel der Beft an, feine Opfer zu 
Fordern. Die ganze Stadt floh. Wirappa aber — fo hieß 
der Mann — wohnte mit Weib und Kindern allein in jenem 
Dörflein. Endlich Jandte er feine Frau und Ließ um einen Raum 
in der Stadtmauer bitten, der ihm von dem Miffionar mit Freuden 
abgetreten wurde. Die erhoffte Annäherung aber blieb aus. Der 
Blinde Hab, die Harinädige Unverföhnlichkeit diefes Mannes ift 
nicht zu beidhreiben; die Drohungen und Schmähworte, die er 
gegen den Mijfionar vor den Heiden ausftieß, find nicht mwieder- 
zugeben. Täglich erwartete er eine Trauerbotichaft aus dem Mif- 
fionshaufe. E83 Fam aber ganz anders. 
Chinnamwa, der Stolz des VBater8 erkrankte und war im 
drei Tagen eine Leidge. Chinnamwa mar eine begabte, blühende 
SNungfrau, die aufgewecktelte im Konfirmandenunterridht. Ihr 
Ende war wie das eine? gereiften, in Jeju wurzelnden, giauben3- 
freudigen Chriften. Bei dem erften Befuch de3 Mijfionars war 
fie beiwußtlos. Sobald fie ermadhte, ließ fie den Miffionar rufen; 
e8& war morgens 3 Uhr. Mifflionar Braun fand fie wunderbar 
verändert. Der überirdiidhe Glanz auf ihrem Angeficht, die unde- 
fchreiblihe Freude ihres WefenS, die innige Liebe zu Yefu, die aus 
ihren Worten |prach, brachten den Miffionar auf den Gedanken, 
daß fie während ihres bemwußtlofen Zuftandes einen Vorjdhmad bes 
Himmels erfahren durfte. Sobald fie den Mijfionar erblicte, 
reichte fie 19m die Hand, die fie nicht eher Losließ, bis fie ihm alles 
gejagt hatte, mas fie Drüdte, 
Zuerft entichuldigte fie fich, daß fie den Konfirmandenunterricht 
nicht beiuchte, wobei fie ihren neben ihrem Lager Inieenden Vater 
wehmitig anblidte. Dann fuhr fie in hellem one fort: „Ih weiß 
nun beftimmt, daß ih Heute jterben werde. Der Herr Sefus Hat 
e8 mir aefaat. Nın bitte ih euch herzlich, nicht traurig fein zu
	        
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