Full text: (6. Jahrgang)

Lagers, breitete ein Tuch darüber, jebte zwei nitgebrachte Meffing- 
Lzuchter darauf, zündete die Lichter an, uNd 309g einige WeihnachtS- 
gaben aus der Talche, die ich vor ihm hHinbreitete, Er jagte nicht 
viel, doch folgte er all meinen Bewegungen mit Ddiefen 
forichenden Yırgen, deren Musdruck mich immer beforgter 
machte. Sch wollte fo gern milde und fanft mit ihın reden, doch 
mährend ich vom SJahrmarktsgang fprad), fam ich im Qauf der 
Rede, mich jelbit überrajhend, dazır, zu jagen: „Ic, Niels, da Keglit 
dur num fo zu Tagen auf deinen Sünden.“ — Da murde plößlich 
jeim Blick tier und erfhroden. Der Schweiß Itand in großen 
Tropfen auf feiner Stirn. „Was war das, Kicher Pajtor, was 
dur Jugtejt?“ Da erfaßte mich ein Schred, daß ich unnstig dart 
und unorfichtig geweien, — und ich veriuchte cs zu dämpfen, 
indenr ich uteine Worte etwas umdrehte.“ Doch cr rang die 
Hände und jammerte: „Nein, der Pajtor fagte nicht das.” — Sch 
wurde ihn nicht 108, iq mußte cs ihm wiederholen: „Du Licaft 
auf deinen Sünden, Nilas.“ Da gefhah etwas wunderliches. 
Sr richtete fich halb auf vom Lager: „Der Paftor weiß das? Ia, 
ja, Niels liegt auf feinen Sünden.“ Er ihlug das Sch zur Seite, 
fuchte zwijchen dem Stroh und ftredte dann die nıageren icher- 
Hände auf zum Lit. Es blinfte wie Silber darin. „Hier {ft es, 
Miels licgt viele, viele Nächte darauf, licgt auf Jeinen Sünden.“ 
— „Was meinit du?“ fragte ich, erariffen von feinem Ausdruck, 
„Sicht der Baltor nicht den Löffel, den Silberlöffel? Das Mt 
dein, Niels Itahl ihn.“ Id) kannte den Löffel, cr war vor vielen 
Monaten verloren gegangen, 
Mrmer, qutmütiger, einfältiger Yiels! Der Silberglanz war 
jeines Lebens heimlicher Abogott gewefen. Diefes Slanzes wegen 
hatte er die langen, dumklen, Falken Wintertage in der Küche ge- 
jeifen zu warten. Semwartet his das Silberzeug hHinauskam, damit 
jeine Mugen fidh an defien Schein freuen fonnten, während es 
gewalchen und gepubßt wurde. — Co gefchah es cines Tages, daß 
ein jilberner Löffel, ein Kinderlöffel, auf die Dicke gerade vor 
jeine Füße fiel Das Mädchen merkte es nicht und ging, Niels 
nahınr ibm auf und befah ip3n. Der Glanz betäubte ihn. Er 
mußte ihn mit nach Haufe nehmen, nur einen Tag fidh freuen an 
dem. Heinen feinen Ding. So fteckte er ihn in die große Felltaiche, 
die vorn an der Bruit in der Gegend des Herzens war. IYlur einen 
Tag! Aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monaten, und da 
wagte er nicht mehr, ihn zurüczugeben. Und jo war der Löffel 
bei ihın geblieben. Nachts wurde er im Stroh feines Lagers 
verwahrt, wo er auf feinen Sünden lag, Tags in der Tajdhe, die 
nahe am Gerzen war. Einzelne Male zog er ihn heraus und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.