Full text: (6. Jahrgang)

74 — 
im Renntierfell. Doch als wir mit Licht näher traten, bewegic 
eS fich. Zwei große, dunkle Augen unter einem fd)weren, 3er= 
zauften, dunklen Saarmulit war das einzige, daS hervorjah aus 
dem MRenntierfell. Bon der ganzen Sejtalt fahH man faft 
nicht& als die Auge, e$ Jah aus, als wenn das Renntierfell von 
jelbit auf der Erde jtände. . 
„Buörre aekked, papa,“ (S®uten Mbend, Baltor), kam es 
feife und bejdheiden, heinahe flehentlih aus einent großen Mund, 
der in einem leidenden Angefidht Taß, daß num aus dem hohen 
Rellfragen hervorfah. Zwei Reihen Blendend weißer Zähne leuch- 
teten Daraus hervor. — „Ibmel adde (Gott gebe c8),“ antwor- 
tete id nach der Lappen Weije, „Fannit du Norwegijcdh fprechen ?“ 
„Mech ja, cin bischen.“ „Was mwillit dır, und wer bift du?“ „Ich 
hin YNilas, und will nur ein bischen hier fiben und zujehen.“ 
„Sa, aber hier ijt’$ ja Dunkel.“ „Mch, die liebe Frau zündet wohl 
Licht an für Nilas, wenn fie das Moendeljen bereitet.“ „In, 
aber bis zum Abendeffen find noch drei Stunden.“ „Nila8 hat 
feine Eile. — Nilas wartet.“ Will Milas vielleicht etwas efien ?“ 
fragte meine Frau: — „Nein, danke, Nilas it nod) ganz fatt.“ 
a Lo redeten wir längere Zeit miteinander; er radebrechte 
norwegiich, id lapptidh. Ich erfuhr, daß er 24 Yahre alt, troß:- 
dem cr ausfah wie cin Knabe, und daß er vor vier Xadren Kon: 
firmiert fei. Nach und nad jank er wieder in die Ecke zurück, 
die Beinz über Kreuz unter fi mie Türken und Lappen e$ pflegen. 
&o blieb er fiBen bis zur Abendeffenszeit, ganz unbewealich und mit 
einem mwunderlih niedergefdlagenen Ausdruck im Geficht. Aber da 
der Teekeijel aufgejebt murde, als mit Tajien und Zellern geflap- 
pert wurde und die filbernen Gabeln und Löffel blinkten, da hob 
cr den Kopf höher und Höher; c$ Icuchtete aus den fhwarzen 
Mugen, und das Kenntierfell zitterte ordentlich vor Yufregung. 
Das war der erite Beiuch vom Nilas. DocH nun fam er 
Sonntag für Sonntag, ebenfo fidher wie der Sonntag felbit; zur 
jelben. Zeit und auf Dderfelben Weile, nur mit der Abwechfelung, 
daß c$ ein alte&, graues Silzwam$ mar, das fih in die Küche 
tolfte, im Winter cin dies, graumweißes Renntierfell. 
Ehenio freulih mie Nilas Sonntagnachmittags im Küchen: 
piertel faß, ohne Rückficht auf Weg und Wetter, auf Vifitationen 
oder Hausbefuch, ebenfo beftändig [aß er Sonntagvbormittags in 
einer Ece der Kirche, dicht beim Chor. Immer fah ich von dort 
aus Ddiefe zwei großen, jhwarzen Augen unverwandt mich an- 
ftieren. Oft Fam es mir vor, al8 ob dieje Augen fMehten: „Speife, 
Epeife für meine Seele, für meinen einfältigen Sinn.“ Und es 
Fam mir vor, als verftände ich nicht zu ihın fo {Olidht zu reden mie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.