Full text: (6. Jahrgang)

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Findet Jofort Vereinigung mit Brahna, und jei cS auch. der Ver- 
ruchteite auf dem Erdboden geweien — fo heilig ijt dieje Stadt. 
1500 Tempel und Tempelchen bedecken den Stadtgrund. Worauf 
man aucd) beim Betreten der Stadt feinen Bliek richtet, allc8 ift 
mit ihrer großen Hbgötterei verquict und verwoben. Hier die 
Kuren in den Läden, dort die Göbenfiguren an und auf den Hüut- 
jern:; da die frei umherwandernden Dchfen, die ungeftraft, mas fie 
erhafchen, auch dem Händler jeine Waren aus dem Storbe, freifen 
dürfen; da die zu den Tempeln hinpilgernden Scharen, dort die 
fauernd und miütkig dafigenden BrahHmanen, hier die in Ceremo= 
nien verhiunfenen Hausbewohner, und vor allen die Taufende von 
Badenden und Opfernden und Anbetenden das Gangesufer ent: 
lang. Sa, wenn der Ganges nicht wär’, von dent cin Zropfen nur, 
bei Benares gelchöpft, den Hindu wertvoller und föltlicher lt, 
denn Diele Schäbe, die er getroft vergendet und feine Gejfundheit 
und fein Leben dazu, um mr eimnal auf dieler Welt an den San- 
ges nach Benares zu fonımen! 
Schon von weitem, fobald er der Stadt nur anfichtig wird, 
ruft or: Geil dir, du Herrin Benares, Sicg den Herrn von Kufchi 
(Benares). Den Bühern iit das noch nicht genug, die nähern ficdh 
der Stadt nur fnicend vder den Weg mit ihrem Körper meffend 
oder fonit in auffallender Weije, Und was für Büßher, ja Scharen 
von ihnen gibt e$ da! Der Miifionar Slein aus Kanchi [prach 
einen an, der auf Nägeln fak, die von unten her durch cin Brett 
getrieben waren und zwei Zoll had) Hervorragten, und fragte ihn: 
„Wie lange Lchit dur Ichon jo?“ „Acht Jahre.” „Iminwer auf Ddie- 
jen Nägeln?“ „Ia, Zag und Macht, ich wache und ichlafe darauf.“ 
„Wie kann das deine Haut aushalten?“ Zuer]t wor nıcin ganzer 
Körper eine Wunde, jebt ijft er’$ gewöhnt.” „Wie lange noch fo?“ 
„Warum?“ „Weil ich zwölf Jahre gelobt abe, um ein Heiliger 
zu merden.” 
Entblößten Leibes, von Kopf bis zu Zuß, mit Miche einge 
rieben, das Haar mit Kuhdung verdiekt und hoch aufgetlitmt, Ddurch- 
ziehen dieje Schrecfengeftalten das Land und 6elagern Pläbße und 
Wege. Freilich mute, ihnen Feiner Ernit dabei zu. Das ijt Pro- 
feriion, wie alles andere auch, Itchlen, norden und fämtlihe übrige 
Loiter gehören mit dazu. Dabei tut cs ihrem Kudn Lfeinerlei 
Mbbhruch, daß das Volk um folch ihr Leben weiß. Sie find eben 
der feit Jazetaufenden anerkannte Ausweis von der Neligiofität 
des Volkes und Heiligkeit des Landes. VBornchm und gering, 
reich und arm wollen diefen Auswuchs unter fich haben, fie find jet: 
nes Schrecfenanblides zu gewöhnt, um ihn zu vermifjen. Bis zu
	        
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