Full text: (6. Jahrgang)

öl — 
wert an den Seiten, Ein Knabe hot vor dem Eingang, Fein 
Körper bededt mit Sejdhwüren. Eine Heine irdene Schüffel ]teht 
an der Erde, ein IOmußiger Mehlbrei ijt darin, welchen die Heiden 
dem Knaben zum Ejjen geben. Der Meine ficht nicht mehr aus, 
wie ein Menioh, ac) nein, wem Joll id ihn vergleichen? Meine 
Nippen preffen fi zufanımen, idj mag das Wort nicht ausfjprechen. 
DO, wie tief bift dur gefallen! Irme Menichheit, die du nad dem 
Chenbilde deines Gottes gejdhaffen murdeft! Der Anabe ftarb und 
Wurde begraben; da er nun — ad) ja, Herr, da er nun bei dir it, 
hat er e® wohl beijer, als wir böfen, felbftiüchtigen Menicdhen ihn 
Une Efätte bereitet haben. 
4) Cin Hungernder, 
Wer arbeitet dort täglich vor dem Salurer Miffions-Gofpital ? 
Der Mann fieht doch recht elend au8, fo fragit dır, Lieber Freund. 
Der Mann kam vor Monaten und wünfchte‘ Medizin. Kaum 
fonnte er auf feinen Beinen ftehen, der Körper war gefhwollen 
und weißlid mäctern erfchien die Haut. Meine Medizin beftand 
In zchn Pfennig, die ich ihm täglich gab, damit er etwas zu effen 
faufen fönnte. € war ein arıner Hungernder, der bereits dem 
Xode ins Sejicht Jhaute, Nın kann er ordentlich gehen und ftehen 
UND arbeitet feit einiger Zeit täglich etwa 6 Stunden, um die zehn 
Piennige ferner zu befommen, Kein Freund, kein Verwandter, 
fein $tind forgt und fümmert fich um den Alten. Wäre er nicht 
hierher gefommen, an Der Kanditraße wäre er des Hungertodes 
geltorben. „Kommt denn ]0 etmas nod) in Xndien vor?“ fragit 
dur. ch, Komm und fiche es. 
5) Eine BVerlaffene, 
Sieh dir einmal an das Meine füke Mädchen von etwa vier 
Sahren, das Köpfchen legt e& matt auf die Schulter feiner neuen 
Pilegerin, al8 wäre e8 jeine Mutter. DO Möägdlein, Haft dır denn 
feine Mutter, feinen Vater? — Ruhig Sffnet e8& den Heinen 
Mund und nimmt einen Schluck von der bitteren Medizin, weint 
Nicht, Jagt nichts, aber das Köpfchen {qmicat fich mieder noch Fefter 
an den Hals feiner Wärterin. Wer biit du denn, du Liebe8 Kind 
Mit deinem Heinen Engel8&gefichtlein? Die Mukter ilt tot, nur 
eine Stiefmutter hatte die Kleine, der Vater brachte uns das Kind, 
das von Frl. Mömunufien aufgenommen murde. Die Vilege des 
Kindes und die etwaigen Xodes-Unkoften wurden von den Eltern 
gefcheut, und deshalb brachten fie c8 ung. Wer nimmt das Kind 
auf feine betenden Hände, wer will Vater, mer Mutter fein?
	        
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