Full text: (5. Jahrgang)

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Der Eraum des Dajakken. 
in Mifftonar, der Lange 
unter den Dajakken in 
Borneo gearbeitet Hat, 
erzählt uns von einem alten 
Mann jeiner Gemeinde, mit dem 
er einft bi3 jpät in die Nacht 
Sefpräche über Religion gehabt 
hatte. „Im Lauf derfelben fragte 
er mich,“ erzählt der Mijfionar, 
„was id von Träumen und 
ihrer Bedeutung Hielte. IH 
juchte feinen Glauben an Träume 
und deren Bedeutung zu erfchüttern, 
fonnte aber natürlich nicht in 
Ybrede ftellen, daß Gott früher 
oft durch Träume zu den Seinen 
gefprohen Habe und daß dies 
auch) jegt noch in jeiner Macht 
ftehe, obgleich jeßt Feine Mot- 
wendigfeit dazu mehr beftehe, 
da wir das geoffenbarte Gottes- 
wort hbefäßen. Aber der alte 
Mann bat mich, nur zwei Träume 
erzählen zu dürfen, die er, bevor 
er Chrift wurde, gehabt Habe. 
So erzählte er, wie folgt: 
„E38 träumte mir, daß ich in 
einem ganz unbekannten Wald 
umberirrte, bis ich endlich einen 
breiten, {Hönen Weg fand, der 
mid) aus dem Walde hHerausführte. 
39 folgte ihm und .fahH mich 
bald einem großen Haufe gegen: 
über, in das id gern eingetreten 
wäre, um auszuruhen; aber ob: 
gleich ih verjchiedene Male rings 
um Ddasjelbe Herumging, fand ich 
doch die Leiter nicht, um Hinauf- 
zufteigen, trogdem die. Tür, zu 
der die Leiter führen folte, da war. 
A 
Das Haus war nämlich auf 
Pfählen gebaut, wie ale Häuler 
der Dajaffen. Als ih nun fo 
daftand und das Haus betrachtete, 
fah ich plögligh einen Mann aus 
irgend einer Deffnung der vorderen 
Wand Herausidhauen, der mir 
zurief: „© Gamba, bift du da? 
fomm ins Haus!“ 
„Das8 möchte ich eben, ant: 
wortete ich,“ aber ih finde kFeine 
Leiter.“ 
Darauf rief der Mann noch 
zwei andere Männer und Iprach 
zu ihnen: „Wir drei wollen ihn 
heraufholen!“ Darauf ftellte ich 
mich da auf, wo die Leiter Hätte 
fein Jollen, und die drei Männer 
[tanden oben in der offenen Tür; 
zwei von ihnen büdten fidh herab 
und ergriffen mich an Armen und 
Schultern und hoben midhH in 
das Haus hinauf, wo der Dritte 
der Männer mich empfing und 
bewilfommnete; e8 war Dderfelbe, 
der mich aufgefordert Hatte, in 
das Haus zu kommen. Darauf 
fagte er zu mir: 
„Nur fehr wenige finden den 
Weg zu Ddiejem Haufe, und die 
idn finden und Hereinfommen, 
das find die Auserwählten. Dies 
ift der Himmel, wo alles fhön 
und herrligh ift.“ Darauf er: 
wachte ich, uud obgleich ih in 
meinem Traum nur furze Zeit 
an jenem herrlichen Ort geweilt 
hatte, war ih mir doch bewußt, 
daß alles, was ih dort gefehen, 
mundervol gewefen war!“
	        
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