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Der Eraum des Dajakken.
in Mifftonar, der Lange
unter den Dajakken in
Borneo gearbeitet Hat,
erzählt uns von einem alten
Mann jeiner Gemeinde, mit dem
er einft bi3 jpät in die Nacht
Sefpräche über Religion gehabt
hatte. „Im Lauf derfelben fragte
er mich,“ erzählt der Mijfionar,
„was id von Träumen und
ihrer Bedeutung Hielte. IH
juchte feinen Glauben an Träume
und deren Bedeutung zu erfchüttern,
fonnte aber natürlich nicht in
Ybrede ftellen, daß Gott früher
oft durch Träume zu den Seinen
gefprohen Habe und daß dies
auch) jegt noch in jeiner Macht
ftehe, obgleich jeßt Feine Mot-
wendigfeit dazu mehr beftehe,
da wir das geoffenbarte Gottes-
wort hbefäßen. Aber der alte
Mann bat mich, nur zwei Träume
erzählen zu dürfen, die er, bevor
er Chrift wurde, gehabt Habe.
So erzählte er, wie folgt:
„E38 träumte mir, daß ich in
einem ganz unbekannten Wald
umberirrte, bis ich endlich einen
breiten, {Hönen Weg fand, der
mid) aus dem Walde hHerausführte.
39 folgte ihm und .fahH mich
bald einem großen Haufe gegen:
über, in das id gern eingetreten
wäre, um auszuruhen; aber ob:
gleich ih verjchiedene Male rings
um Ddasjelbe Herumging, fand ich
doch die Leiter nicht, um Hinauf-
zufteigen, trogdem die. Tür, zu
der die Leiter führen folte, da war.
A
Das Haus war nämlich auf
Pfählen gebaut, wie ale Häuler
der Dajaffen. Als ih nun fo
daftand und das Haus betrachtete,
fah ich plögligh einen Mann aus
irgend einer Deffnung der vorderen
Wand Herausidhauen, der mir
zurief: „© Gamba, bift du da?
fomm ins Haus!“
„Das8 möchte ich eben, ant:
wortete ich,“ aber ih finde kFeine
Leiter.“
Darauf rief der Mann noch
zwei andere Männer und Iprach
zu ihnen: „Wir drei wollen ihn
heraufholen!“ Darauf ftellte ich
mich da auf, wo die Leiter Hätte
fein Jollen, und die drei Männer
[tanden oben in der offenen Tür;
zwei von ihnen büdten fidh herab
und ergriffen mich an Armen und
Schultern und hoben midhH in
das Haus hinauf, wo der Dritte
der Männer mich empfing und
bewilfommnete; e8 war Dderfelbe,
der mich aufgefordert Hatte, in
das Haus zu kommen. Darauf
fagte er zu mir:
„Nur fehr wenige finden den
Weg zu Ddiejem Haufe, und die
idn finden und Hereinfommen,
das find die Auserwählten. Dies
ift der Himmel, wo alles fhön
und herrligh ift.“ Darauf er:
wachte ich, uud obgleich ih in
meinem Traum nur furze Zeit
an jenem herrlichen Ort geweilt
hatte, war ih mir doch bewußt,
daß alles, was ih dort gefehen,
mundervol gewefen war!“