Full text: (4. Jahrgang)

bejonders bedachte er aber die 
öftlide Gruppe, denn die auf: 
gehende Sonne gilt für den 
döchften Gott, Ob wohl alle 
Kinder in Deutihland ein Morgen: 
gebet {predjen? Ihr lieben Lejer 
deS Kleinen. Mijfionsherolds tut 
28 doch? 
Wenn mehrere Tempel nahe 
beieinander ftanden, jo war es 
für Kanfo unbequem, dasielbe 
Gebet fo oft in kurzen Zwildhen: 
räumen zu wiederholen. Darum 
machte Ranjo oft einen langen 
Umweg dur eine‘ Straße, an 
der nicht jo viele Tempel {tanden, 
damit er ohne Gewigensbije 
weniger Gebete {precdhen Konnte. 
Denn ohne Gebet un einem Tempel 
borüberzugehen, wagte er nicht. 
Bald aber ftieg die Zahl der 
Sötter, denen er Anbetung ihuldig 
war, jo hoch, daß eS ihm {hier 
unmöglich ward, allen zu GefaNen 
zur leben. 
Die Heiligen zehn Gebote 
lernte Kanfo nicht. Statt defjen 
wurden ihın die ®cehote Des 
großen dcHinefijdhen MNeligions: 
itifters Stonfutiug eingeprägt: Du 
jollit Treue und Achtung be: 
weijen dem Fürften, den Citern 
und den Lehrern — das ift das 
größte und vornehmfite Gebot der 
Hineftidhen Sittenlehre. 
Dem Fürften oder Lehns: 
Herrn gegenüber muß der treue 
Vajall und Krieger fein Leben 
für nichts achten, under fann an 
feinem Bbefjern Orte fterben als 
vor dem Mofie fjeineS Herrn; 
dreimal felig der Krieger, dejfen 
Leidhnam von den Hufen diefes 
NoffieS getreten wird! 
Öbenan fteht die kindliche 
Chrfurdht, Wie die Chriften: 
finder die Geldhidhte vom 3wölf- 
jährigen Yefus Lernen, der mit 
Sofeph und Maria nach Nazareth 
hinabging und ihnen untertan 
mar, jv Tlernenm die Kinder in 
China und Japan von dem guten 
Sohn, der auf Wunidh feines 
unvernünftigen Vater8 mitten im 
Winter im Walde einen zarten 
Bambus hHößling (die Spargel des 
Oftens) fuchte und durch ein 
Wunder unter dem Schnee einen 
folchen Schößling fand. 
Solden Knaben {ollen fich 
die Kinder im Öften zum Vorbild 
nehmen und iYnen nadheifern in 
findlicher Ehrfurcht. 
Auch dem Lehrer {AHuldet 
der Schüler Achtung. Er ift in 
den Augen des Schlilers mehr 
als ein bloßer Lehrer, er ift fein 
Meifter, dem. fihH der Hünger 
mit Leib und Seele anvertraut. 
So haben auch die japanifchen 
Kinder eine Heilige Dreieinigkeit; 
aber fie heißen nicht Gott Vater, 
Sohn und Heiliger Seift, fondern 
Hürft, Vater und Lehrer. Alle 
Brei Dbefleiden Ddenfelben Rang, 
und es ift die [Hwierigfte Frage 
für einen Japaner, wen fie von 
den Dreien retten. joNlten, wenn 
alle brei in Gefahr {Hmweben zu 
ertrinfen und eS ihnen nur mög: 
‚ lid ift, einen von ihnen zu retten.
	        
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