Full text: (4. Jahrgang)

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£eras, der Sohn des Zauberers., 
A... war fein großer Knabe, 
als iQ ihn zum erften Mal 
{ah, uber ein Feder, braver 
Knabe war er. 3 war hier im 
fernen Often in einer Schule, 
wohin er fam, um fi) aufnehmen 
zu (fajjen, als ich) dort als neuer 
Yehrer angeftelt murde. 
Er fing mit der Schule an, 
aber e3 dauerte nur wenige Tage, 
ba hatte die Sache ein Ende. 
Sein Vater, der ein Zauberer 
war, hatte Angfit vor „der neuen 
Anbetung“, von der er Hörte, fie 
jet bi8 ins Nachbardorf gedrungen. 
Sein Heiner Lerao aber, fo hieß 
der Knabe, folte nicht auf diefe 
Torheit verfallen, er durfte nicht 
in die Schule gehen, wo die neue 
Yehre gelehrt wurde. Nein, er 
wollte, daß der Knabe leben und 
fterben jollte in den Lehren, die 
im erzählt und von feinen Vor: 
fahren ihm überliefert waren. 
Zwei Tage war er in der 
Schule, die eine Halbe Stunde 
von jeinem Dorfe entfernt lag. 
Der Vater fonnte nicht begreifen, 
wo der Knabe blieb, der jeden 
Vormittag verjhmwand. Am dritten 
Tage, al3 er ausgehen wollte, 
rief er ign; aber er war ver: 
Idmwunden wie an den vorigen. 
8 er ihn jucdhte, traf er einige 
Nachbarn, und auf feine Frage, 
ob fie Lerao gejehen Hätten, ant- 
mworteten fie, daß fie ihn mit einer 
Schar anderer Knaben getroffen 
hätten, die wohl auf dem 
Wege zur Schule gewefjen feien. 
Da wurde der Vater ‚über die 
Maßen zornig. Mit einem Stod 
bewaffnet begab er fihH auf den 
Weg zum Schulhaus, um feinen 
Iungen zu fafßjen. Cr fam zur 
Tür, jah hinein und entdedte 
zwijchen al den bverfchiedenen 
Knabengefidhtern auch Ddasjenige 
feines Jungen, der ganz in einer 
Ede über ein Buch gebeugt faß. 
Der Vater ftürzte hinein, ergriff 
Serao am Arm und zog ihn mit 
fich. Unterwegs jchlug er ihn mit 
feinem Stod, während der Knabe 
weinend und {Hluchzend ihm nach 
Haufe folgte. 
So blieb er einige Tage aus 
der Schule weg; aber dann kam 
die Sehnjucht wieder über ihn, 
und fo fchlich er id) eines Tages 
davon, während der Vater im Walde 
Holz hadte. € glücte ihn wirklich, 
hin: und zurüczufommen, ohne 
daß der Vater e8 erfuhr. Wer 
am nächften Tage wollte Lerao 
Jich wieder wegichleichen, die Schule 
war feine ganze Luft geworden; 
doch von einem Hügel aus ent: 
dedte ihn der Vater, verfolgte 
ihn, und mieder mußte er nach 
Hauje zurüd. Cr bat tränenden 
Auges, ihn doch die Schule be- 
fjuchen zu Iafjen; aber fein Vater, 
der Zauberer, war unbarmherzig. 
Wieder und wieder {HliH Lerao 
ftich weg, wieder und wieder wurde 
er zurüdgeholt und gezüchtigt 
Doch der Knabe beftand darauf, 
etwas3 lernen zu wollen.
	        
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