Full text: (4. Jahrgang)

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„Seftern war ih in R. Wie 
verfchieden find die Leute dort 
von eu! Ich fand die Tempel 
jauber und in Ordnung. Viele 
Beter waren darin. Jeder Hatte 
jeine religiöjen Merkzeidhen auf 
der Stirn und fhien an {feinen 
Gott zu denken und ein religibjes 
Leben zu führen. Aber wie ift 
e5 hier? Seht eure Tempel an! 
Sie find nicht in Ordnung ge: 
halten; die Fußböden find jHmukig, 
die Altäre vernachläffigt. €3 find 
feine Anbeter da. Ihr JHeint zu 
leben, alS gäbe e3 feinen Gott 
und fein zufünftiges Leben. Kann 
das recht fein? IH komme, um 
eu) zu erinnern, daß e3 einen 
Bott gibt, und daß er von euch 
Anbetung verlangt. Ih bringe 
eud) Bücher von ihm, daß ihr 
erfahren möget, was ihr ‚tun 
müßt, um gut und glüdlidh zu 
werden und im zukünftigen Leben 
die Seligkfeit zu erlangen.“ 
Wir waren alle verwundert 
über das, was er zu un8 fagte. 
Nichts gegen Wijdhnu oder Siwa 
oder irgend einen unjerer Öbtter; 
nichtS gegen die Brahmanen. Er 
jagte nur, daß wir Gott anbeten 
und gute, Heilige Männer werden 
müßten. nd dann fuhr er fort: 
„Nun ihr, die ihr betet; wie 
betet ihr? Id glaube, ihr Iniet 
eben nieder und jagt: Ram! Ram! 
Ram! (Name eines beliebten Gottes, 
der aud) auf unjerm Mijfions: 
gebiet viel verehrt wird. P. D.) 
und wiederholt das immer und jagt 
nicht3 weiter. Heißt das „Beten“? 
Nehmen wir an, ihr Hhüttet 
eine Mißgernie oder eine Hochzeit 
und verbrauchtet alles, was ihr 
bejaßet nnd wolltet gern, daß der 
Hemindar (Landbhefiger) euch etwas 
von dem Pachtzin8 erließe — 
würdet ihr zu ihm gehen und 
nur zu ihm fagen: „Herr! Herr! 
Herr!” und nichts weiter? Nein, 
ihr mürdet jagen: Herr, die Ernte 
ift nicht geraten! oder: Herr, id 
habe meine Tochter eben ver: 
heiratet und all mein Geld ver: 
braucht! oder: Herr, ih Habe iv 
viele Schulden bei dem Geldver: 
leiher, daß ich jet nicht meinen 
Bachtzins bezahlen kann. Du bift 
reich und großmütig und edel; 
habe Mitleid mit mir und erlaß 
mir den Binz diesmal, und ich 
will dir danken! Cbenfo, wenn 
ihr zu Soft betet, fagt nicht nur 
Ram! Ram! Ram! jondern jagt 
Gott von euern Sünden und 
iprecht: O, vergib mir! oder jagt 
ihm bvon- euern Beblrfniffen und 
bittet: ©, gewähre mir, was id 
bedarf! oder Hagt ihm eure Not 
und fprecht: OD Hilf mir und tröfte 
mich!” — 
Mit Tränen in den Augen 
fügte der BrahHmine ernft hinzu: 
„Sa, Saheb (Herr), ih werde den 
BPadri nie vergeffen. Ih weiß 
feinen Namen nicht, auch nicht, 
woher er fam und wohin er ging. 
Aber folten Sie ihm jemals be: 
gegnen, dann jagen Sie ihm, daß 
ih im von Herzen danke und 
daß ich jegt nie mehr bete, wic 
früher, wo id nur gedankenlos 
den Namen meines Gotte8 au8: 
Iprach ; jegt befenne ich meinem Sott
	        
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