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„Seftern war ih in R. Wie
verfchieden find die Leute dort
von eu! Ich fand die Tempel
jauber und in Ordnung. Viele
Beter waren darin. Jeder Hatte
jeine religiöjen Merkzeidhen auf
der Stirn und fhien an {feinen
Gott zu denken und ein religibjes
Leben zu führen. Aber wie ift
e5 hier? Seht eure Tempel an!
Sie find nicht in Ordnung ge:
halten; die Fußböden find jHmukig,
die Altäre vernachläffigt. €3 find
feine Anbeter da. Ihr JHeint zu
leben, alS gäbe e3 feinen Gott
und fein zufünftiges Leben. Kann
das recht fein? IH komme, um
eu) zu erinnern, daß e3 einen
Bott gibt, und daß er von euch
Anbetung verlangt. Ih bringe
eud) Bücher von ihm, daß ihr
erfahren möget, was ihr ‚tun
müßt, um gut und glüdlidh zu
werden und im zukünftigen Leben
die Seligkfeit zu erlangen.“
Wir waren alle verwundert
über das, was er zu un8 fagte.
Nichts gegen Wijdhnu oder Siwa
oder irgend einen unjerer Öbtter;
nichtS gegen die Brahmanen. Er
jagte nur, daß wir Gott anbeten
und gute, Heilige Männer werden
müßten. nd dann fuhr er fort:
„Nun ihr, die ihr betet; wie
betet ihr? Id glaube, ihr Iniet
eben nieder und jagt: Ram! Ram!
Ram! (Name eines beliebten Gottes,
der aud) auf unjerm Mijfions:
gebiet viel verehrt wird. P. D.)
und wiederholt das immer und jagt
nicht3 weiter. Heißt das „Beten“?
Nehmen wir an, ihr Hhüttet
eine Mißgernie oder eine Hochzeit
und verbrauchtet alles, was ihr
bejaßet nnd wolltet gern, daß der
Hemindar (Landbhefiger) euch etwas
von dem Pachtzin8 erließe —
würdet ihr zu ihm gehen und
nur zu ihm fagen: „Herr! Herr!
Herr!” und nichts weiter? Nein,
ihr mürdet jagen: Herr, die Ernte
ift nicht geraten! oder: Herr, id
habe meine Tochter eben ver:
heiratet und all mein Geld ver:
braucht! oder: Herr, ih Habe iv
viele Schulden bei dem Geldver:
leiher, daß ich jet nicht meinen
Bachtzins bezahlen kann. Du bift
reich und großmütig und edel;
habe Mitleid mit mir und erlaß
mir den Binz diesmal, und ich
will dir danken! Cbenfo, wenn
ihr zu Soft betet, fagt nicht nur
Ram! Ram! Ram! jondern jagt
Gott von euern Sünden und
iprecht: O, vergib mir! oder jagt
ihm bvon- euern Beblrfniffen und
bittet: ©, gewähre mir, was id
bedarf! oder Hagt ihm eure Not
und fprecht: OD Hilf mir und tröfte
mich!” —
Mit Tränen in den Augen
fügte der BrahHmine ernft hinzu:
„Sa, Saheb (Herr), ih werde den
BPadri nie vergeffen. Ih weiß
feinen Namen nicht, auch nicht,
woher er fam und wohin er ging.
Aber folten Sie ihm jemals be:
gegnen, dann jagen Sie ihm, daß
ih im von Herzen danke und
daß ich jegt nie mehr bete, wic
früher, wo id nur gedankenlos
den Namen meines Gotte8 au8:
Iprach ; jegt befenne ich meinem Sott