Full text: (4. Jahrgang)

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Parvati, 
(Bon Miffionar E. Pohl in Parvatipur.) 
@., Lei uns in Indien leben 
N viele Leute tatjächlidh vom 
CXz. > Raube; haben wir doch 
eine eigene DiebsSkafte. Namentlich 
in den Staaten, in denen die ein: 
geborenen Könige noch mehr 
wirflide Macht haben, blüht das 
NRäubergelhäft, wie 3. DB. auf 
unjeren SJeypurbergen. 
Die Ge[Hichte, die id) erzählen 
will, trug fi jedoch im Süden 
Ondiens zu, in dem Teil, wo der 
göttlich verehrte Parafır Rama 
jein Wejen Hatte, und der deshalb 
für jo eilig galt, daß einige 
Curopäer, die ihn durch ihr Be: 
treten verunreinigten, einfach mit 
Sandjäcen bejchwert in den Fluten 
des Palaturliiujfies erjäuft fein 
joNen. Diejer Fuß mündet in einen 
See, beffen Fluten‘ zur Regenzeit 
die umliegenden Ländereien weithin 
unter Wafjer Jegen, Jo daß die Ort- 
[haften wie Injeln daraus her: 
vorragen und der Verkehr durch 
Boote vermittelt werden muß. 
In der Nähe der Stadt Aeppi 
haufte vor etwa 50 Jahren ein 
großer RNäuberhauptmann namens 
Banikan. Menijdhenblut und 
Menfcdhenleben galten ihn nichts. 
Der König von Trawankor zitterte 
vor im und Konnte ihm doch 
nichts anhaben, denn Panikan ver: 
fügte über eine große Schar er: 
gebener Henkersfnecdhte, unter die 
er einen Teil der eingeheimften 
NMaubgüter verteilte. - 
.. Ms dem Rüänberhauptmann 
eine Tochter geboren wurde, 
nannte er fie Parbati, und er 
JHien dur das Vaterglück. {o 
rei und weich geworden, daß 
er für einige Zeit Rauben: und 
Morden aufgab und die Boote, 
die nad) Sonnenuntergang noch 
auf dem See waren, nur felten 
überfallen wurden. AWber Bald 
trieb er e5 ärger Denn je; denn 
er wollte feiner Parvati große 
Reichtüumer erwerben. 
Das TödhHterchen blühte Lieblich 
heran und genoß zu Haufe die 
zürtlichfte Liebe und ale Vorrechte 
eines beglterten Haufjes, € 
fam die Zeit, wo Parbati mit 
großem Glanz und fürftlicher 
Pracht verheiratet wurde. Mit 
dem Tage aber, wo fie in das 
Haus ihrer Schwiegermutter ein: 
zog, fing ihr Clend an. Was 
halfen ihr ihre vielen foftbaren 
Seichmeide? Sie. mußte die 
niedrigiten Arbeiten verrichten 
und bekam viele Rüffe und Fuß: 
tritte. Wie ander3 war eS im 
Haufe ihres Vater3, von  deffen 
rucdhlofem Wejen fe wohl Keine 
Aonung Hatte! Die Schwieger- 
mutter {trafte fie in. roher Weije 
dafür, „daß ihr Vater das Heirats: 
gut nit noch reichlider bemejjen 
habe.“ Dur Boten Magte Par- 
vati ihrem Vater ihr Clend, und 
Ranifan zZzögerte : nicht, : feinen 
Schwiegerfohn und deffen Mutter 
zu bedrohen, er wolle feine Tochter
	        
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