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Parvati,
(Bon Miffionar E. Pohl in Parvatipur.)
@., Lei uns in Indien leben
N viele Leute tatjächlidh vom
CXz. > Raube; haben wir doch
eine eigene DiebsSkafte. Namentlich
in den Staaten, in denen die ein:
geborenen Könige noch mehr
wirflide Macht haben, blüht das
NRäubergelhäft, wie 3. DB. auf
unjeren SJeypurbergen.
Die Ge[Hichte, die id) erzählen
will, trug fi jedoch im Süden
Ondiens zu, in dem Teil, wo der
göttlich verehrte Parafır Rama
jein Wejen Hatte, und der deshalb
für jo eilig galt, daß einige
Curopäer, die ihn durch ihr Be:
treten verunreinigten, einfach mit
Sandjäcen bejchwert in den Fluten
des Palaturliiujfies erjäuft fein
joNen. Diejer Fuß mündet in einen
See, beffen Fluten‘ zur Regenzeit
die umliegenden Ländereien weithin
unter Wafjer Jegen, Jo daß die Ort-
[haften wie Injeln daraus her:
vorragen und der Verkehr durch
Boote vermittelt werden muß.
In der Nähe der Stadt Aeppi
haufte vor etwa 50 Jahren ein
großer RNäuberhauptmann namens
Banikan. Menijdhenblut und
Menfcdhenleben galten ihn nichts.
Der König von Trawankor zitterte
vor im und Konnte ihm doch
nichts anhaben, denn Panikan ver:
fügte über eine große Schar er:
gebener Henkersfnecdhte, unter die
er einen Teil der eingeheimften
NMaubgüter verteilte. -
.. Ms dem Rüänberhauptmann
eine Tochter geboren wurde,
nannte er fie Parbati, und er
JHien dur das Vaterglück. {o
rei und weich geworden, daß
er für einige Zeit Rauben: und
Morden aufgab und die Boote,
die nad) Sonnenuntergang noch
auf dem See waren, nur felten
überfallen wurden. AWber Bald
trieb er e5 ärger Denn je; denn
er wollte feiner Parvati große
Reichtüumer erwerben.
Das TödhHterchen blühte Lieblich
heran und genoß zu Haufe die
zürtlichfte Liebe und ale Vorrechte
eines beglterten Haufjes, €
fam die Zeit, wo Parbati mit
großem Glanz und fürftlicher
Pracht verheiratet wurde. Mit
dem Tage aber, wo fie in das
Haus ihrer Schwiegermutter ein:
zog, fing ihr Clend an. Was
halfen ihr ihre vielen foftbaren
Seichmeide? Sie. mußte die
niedrigiten Arbeiten verrichten
und bekam viele Rüffe und Fuß:
tritte. Wie ander3 war eS im
Haufe ihres Vater3, von deffen
rucdhlofem Wejen fe wohl Keine
Aonung Hatte! Die Schwieger-
mutter {trafte fie in. roher Weije
dafür, „daß ihr Vater das Heirats:
gut nit noch reichlider bemejjen
habe.“ Dur Boten Magte Par-
vati ihrem Vater ihr Clend, und
Ranifan zZzögerte : nicht, : feinen
Schwiegerfohn und deffen Mutter
zu bedrohen, er wolle feine Tochter