Full text: (3. Jahrgang)

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die religiöje SteNlung diefes Hof: 
und Regierungsrate3 je länger 
je mehr Mißfalen erregt, und 
die Arbeit an den Seelen war 
im erfdhwert. ber bdiefen 
eigentliden Zwecd feiner Reife 
erreichte Binzendorf nidht in 
Kopenhagen. Zwar bot ihm der 
König einen Minifterpoften an; 
den {AHlug der. Graf aber rund: 
weg ab. 
Der Herr Hatte größere Dinge 
mit feinem Snechte vor. Die 
drei Brüder, die Zinzendorf mit 
nach Ropenhagen genommen Hatte, 
Yatten dort einen Wweftindijdhen 
Neger, namens Anton Ulridh 
fennen gelernt, den Kammermohren 
des Grafen Laurwig. Die Brüder 
— vor allem der un8 fhon 
befannte Zimmermann David 
Nitjdmann — DBbefaßen einen 
apoftoliidhen Zeugengeift. Des: 
Yalb fonnten fie e8 nicht laffen, 
aud) vor diejem Neger von der 
Siebe des Heilandes zu zeugen. 
Der Mohr |chien vom Worte 
angefaßt. zu fein, gewann Ver: 
trauen zu den {hlidHten Brüdern, 
aus deren Verhalten fihH die 
Viebe Chrifti wiederfpiegelte, und 
erzählte ihnen, wie er in feiner 
weftindijdhen Heimat auf St. 
Thomas am Ufer des Meeres 
gefelfen und fidH nad Offenbarung 
von oben gefehnt Habe. Dann 
[dilderte er lebendig den traurigen 
inneren und äußeren Zuftand der 
Negeriflaven und malte — viel: 
leicht etwas zu überjdhwenglich 
— bie elende Lage feiner Schweiter 
Anna und feines Bruders Abra- 
Jam aus, die ebenfall8 ein heißes 
Verlangen Hegen follten, den 
wahren Gott kennen zu lernen, 
bei ihrer Stlaverei diejes Ver: 
langen aber nicht befriedigen 
fönnten. Sie hätten Gott gebeten, 
er mödte ihnen jemanden zu: 
Ichiden, der fie über den Weg 
zur Seligfeit unterrichte. Würde 
das gefdehHen, dann würden {te 
und viele fi bald zum Chriften: 
tum befehren. 
Dieje Worte gingen den 
Brüdern tief zu Herzen; fie er: 
zählten aud) dem Grafen Zinzen: 
dorf davon. Der war fo ergriffen 
davon, daß er am Kiebften fofort 
den D. Nitfchmann zu den Mohren 
gefandt hätte. Aber er wollte nichts 
allein be{Hkießen — die Gemeinde 
follte die Ent{dheidung treffen. 
Alsbald nach feiner Rückkehr 
erftattete der Graf der Gemeinde 
Bericht über feine und der Brüder 
Erlebniffe. Ohne Zweifel hat er 
mit warmen Worten das geiftliche 
Elend der armen Negerfflaven 
gejchildert; aber er drängte ab- 
fichtlih nicht zur Entfdeidung. 
In der folgenden Nacht Iag aber 
der junge 25-jährige Töpfer 
Seonhard Dober {Hlaflos auf 
Teinem Bette. Cr vermeinte des 
Serrn Ruf zu vernehmen: „Ih 
will did) ferne hin unter die 
Geiden fenden!“ Wenn fein 
Hreund Tobias Leupold, mit 
dem er treue Gebetsgemeinfhaft 
pflegte, gleiden Sinnes mit ihm 
jei, dann wolle er darin den 
flaren Willen Gotte8 erkennen, 
daß er von dem Herrn zum
	        
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