Full text: (3. Jahrgang)

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Hanna ift aber alt und ver- 
geßlich und weiß nicht mit einem 
suropäijdgen Baby umzugehen. 
Wenn der Knabe naß von Schweiß 
it, Heidet fie ihn am Liebften 
au38 und ftellt ihn etwas in den 
Wind, damit er jHön abfühlt, 
oder fie Laßt ihn in naffen Schuhen 
oder Strumpfen Iaufen, oder fieht 
nicht, daß er Blumen, Kalk, rohen 
Rei8 ujw. in den Mund {ftedi 
und ißt. 
Al3 ich ihr neulidh fagte: 
„Hanna, du bringlt den Iungen 
no um!“ meinte fie fehr zuver- 
fichtlich: „Nein, Baby wird groß 
und noch einmal Lehrer meiner 
BPatenkinder, denn darum bitte 
ich den Herrn täglich!“ 
Zweimal war unjer Ernft jhon 
fterbensfranf, und oft genug fehlt 
ihm die oder das, aber der Herr 
Half immer hindurch! Im Anfang 
der Regenzeit Hatte fidh gar eine 
giftige Schlange in daz Zimmer 
gefÖlihen und fich unter feine 
Spieljachen verfrochen; aber noch 
ehe der Kleine aufitand, ward fie 
entdeckt und totgeichlagen. „Aus 
wie viel Not hat nicht der gnädige 
Sott über ihn Hügel gebreitet!” 
Hanna ift jegt in einem Dorfe, 
wo fie unterrichtet ; denn fie mag 
jehr gern vom Lieben Heiland er- 
zählen und den Heiden den Weg 
in8 BaterhauZ zeigen. Damit 
füllte fie immer {don ihre freie 
Beit aus und das bleibt ihre 
[iebfte Arbeit. Sonntags kommt 
fie zu den Gottesdienften, und 
dann Herricht große Freude über 
das Wiederjehen. Iekt hat 
Senft eine junge Würterin, 
namen3 Rhoda, fie ift etwas 
energijher und. Hüger, aber {0 
treu und lieb wie Hanna ift fie 
nicht. 
Morgens, wenn die . Sonne 
aufgeht, geht fie mit dem Keinen 
Hinau3 in den Garten oder aufs 
Feld, um die Dhjen und Biegen 
zu begrüßen, die in großen Herden 
aus Kotapad Heranziehen und auf 
die Weide getrieben werden, oder 
er befucht die Tante Timm und 
freut fich, wenn die Heinen Müd- 
Ben in der Schulpaufe in Reid’ 
und Glied marfchieren und dazu 
fingen. Dann brennt die Sonne 
aber {don jo Heiß, daß , Ernit 
fnell nach Haufe muß, denn es 
it Ion nach act Uhr geworden, 
und nun Heißt eS bis nachmittags 
fünf Uhr hübfh drinnen bleiben! 
So haben die Kinder hier 
wenig Freiheit, und ihr Könnt 
euch freuen, daß ihr unter einem 
{jo milden Sonnenregiment {fteht. 
Die Heinen braunen Kinder aber 
(ieben das weiße Baby jehr und 
beluden eS in feiner Einjamfkeit. 
Da wird dann munter gefpielt, 
gefungen und gelacht; oder auch 
werden mit großer Andacht Bilder 
bejehen, wobei die Tiere immer 
das größte Entzüden hervorrufen. 
Viel Spaß macht ihnen auch 
ein lebendiges Reh, das anftatt 
Hrig „Prig“ genannt wird, weil 
das „F“ in. der Udiya-Fibel fehlt. 
8 {ft nebft einem Meinen Zwerg- 
veh mit der Fiajdhe groß gezogen 
und fehr zutraulich. geworden.
	        
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