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Hanna ift aber alt und ver-
geßlich und weiß nicht mit einem
suropäijdgen Baby umzugehen.
Wenn der Knabe naß von Schweiß
it, Heidet fie ihn am Liebften
au38 und ftellt ihn etwas in den
Wind, damit er jHön abfühlt,
oder fie Laßt ihn in naffen Schuhen
oder Strumpfen Iaufen, oder fieht
nicht, daß er Blumen, Kalk, rohen
Rei8 ujw. in den Mund {ftedi
und ißt.
Al3 ich ihr neulidh fagte:
„Hanna, du bringlt den Iungen
no um!“ meinte fie fehr zuver-
fichtlich: „Nein, Baby wird groß
und noch einmal Lehrer meiner
BPatenkinder, denn darum bitte
ich den Herrn täglich!“
Zweimal war unjer Ernft jhon
fterbensfranf, und oft genug fehlt
ihm die oder das, aber der Herr
Half immer hindurch! Im Anfang
der Regenzeit Hatte fidh gar eine
giftige Schlange in daz Zimmer
gefÖlihen und fich unter feine
Spieljachen verfrochen; aber noch
ehe der Kleine aufitand, ward fie
entdeckt und totgeichlagen. „Aus
wie viel Not hat nicht der gnädige
Sott über ihn Hügel gebreitet!”
Hanna ift jegt in einem Dorfe,
wo fie unterrichtet ; denn fie mag
jehr gern vom Lieben Heiland er-
zählen und den Heiden den Weg
in8 BaterhauZ zeigen. Damit
füllte fie immer {don ihre freie
Beit aus und das bleibt ihre
[iebfte Arbeit. Sonntags kommt
fie zu den Gottesdienften, und
dann Herricht große Freude über
das Wiederjehen. Iekt hat
Senft eine junge Würterin,
namen3 Rhoda, fie ift etwas
energijher und. Hüger, aber {0
treu und lieb wie Hanna ift fie
nicht.
Morgens, wenn die . Sonne
aufgeht, geht fie mit dem Keinen
Hinau3 in den Garten oder aufs
Feld, um die Dhjen und Biegen
zu begrüßen, die in großen Herden
aus Kotapad Heranziehen und auf
die Weide getrieben werden, oder
er befucht die Tante Timm und
freut fich, wenn die Heinen Müd-
Ben in der Schulpaufe in Reid’
und Glied marfchieren und dazu
fingen. Dann brennt die Sonne
aber {don jo Heiß, daß , Ernit
fnell nach Haufe muß, denn es
it Ion nach act Uhr geworden,
und nun Heißt eS bis nachmittags
fünf Uhr hübfh drinnen bleiben!
So haben die Kinder hier
wenig Freiheit, und ihr Könnt
euch freuen, daß ihr unter einem
{jo milden Sonnenregiment {fteht.
Die Heinen braunen Kinder aber
(ieben das weiße Baby jehr und
beluden eS in feiner Einjamfkeit.
Da wird dann munter gefpielt,
gefungen und gelacht; oder auch
werden mit großer Andacht Bilder
bejehen, wobei die Tiere immer
das größte Entzüden hervorrufen.
Viel Spaß macht ihnen auch
ein lebendiges Reh, das anftatt
Hrig „Prig“ genannt wird, weil
das „F“ in. der Udiya-Fibel fehlt.
8 {ft nebft einem Meinen Zwerg-
veh mit der Fiajdhe groß gezogen
und fehr zutraulich. geworden.