Full text: (3. Jahrgang)

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über vier Jahre bleiben, bis endlich 
der Krieg der Engländer gegen 
Miante ihnen die Freiheit brachte. 
Ydre Tagebücher find vol von 
ofutigen Greueln, deren Zeugen fie 
immer wieder fein mußten. So 
fanden 3. B. nach der Rückkehr der 
KriegSheere große Menfchen- 
iHläcdhtereien ftatt. „Den 
ganzen Tag Hörten wir das Geheul 
der Trauernden; die meiften Ein: 
wohner fajteten, rotbemalt. Die 
wilden Klänge der Hörner und 
Trommeln wollten nicht aufhören. 
In einem einzigen Hofe Iagen 
allein 18 der armen Gefangenen 
in Cijen, um im Laufe des Tages 
yefchlachtet zu werden. — Ein 
armes Weib verfuchte davonzus 
[aufen, aber bald war fie einge: 
Holt und ihr das Mejfjer durch 
die Wangen geftoßen. — Für die 
jech3 Häuptlinge aus Kumaje, die 
im Kriege gefallen waren, wurden 
allein 47 Opfer gebracht.“ 
Oder wenn der König fich 
nach Bantama begibt in das 
Haus, wo jeine verftorbenen 
Vorfahren ruhen, oder wenn 
an diejem Haufe irgend eine Ne: 
paratur vorzunehmen ift, werden 
MenfdhHenopfer gebracht. In 
diejem Haufe werden die mit 
Solddraht zujammengehaltenen 
Sfelette der verftorbenen Könige 
aufbewahrt und mit dem Blute 
der neugefjchlachteten Ypfer von 
dem regierenden Könige beitrichen. 
A wie Häufig hörten in den vier 
Jahren ihrer Gefangenfchaft die 
Mifflionare das Todeshorn und die 
Todestrommel. „Zwei Stöße ins 
Horn bebeuten: der Tod, der Tod! 
und drei Trommelichläge: fAHneid 
in ab! morauf ein Schlag der 
andern Trommel anzeigt: der 
Kopf ift gefallen.“ Wie oft ftießen 
die armen Gefangenen bei ihren 
Ausgängen auf die Rümpfe Ent- 
haupteter. Immer wieder fehrt 
im ihren Tagebüchern die Be: 
merfung: „wir famen wieder an 
zehn, an fünf blutenden Rümpfen 
vorbei.“ 
° Ml8 die Engländer 1874 diefe 
Mördergrube einnahmen, berichtete 
einer der Armeeärzte, der im 
Hauje des Oberjdharfridhter3 
einquartiert war, diejer Habe ihm 
erzählt, daß im Xekßten Jahre 
2-—3000 Menidhen, fünf biz 
jech3 täglich, gejcdhlachtet worden 
jeien. 
„Yendert der König etwa ein 
Todesurteil, {fo werden Geldftrafen 
auferlegt, oder Ohren, Maje 
Lippen abgefAnitten. Tüglich 
begegnet man Leuten, denen alle 
dieje drei Glieder fehlen. Den 
Lippenlojen mächft oft durch wildes 
Sleijch der Mund jo zujammen, 
daß je kaum mehr ejjen Fönnen. 
Dann müffen fie den König um 
Deffnung des Mundes bitten, 
worauf einer der Scharfrichter die 
Operation mit einem Schnitt feines 
Meffers vollzieht.“ 
NocH fchlimmer als in Ajante 
war e8 in dem {Hredlichen 
DahHome. Erft 1859 wagte fih 
ein Mijfionar in diefe Lomenhöhle, 
um von dem König Gelele die 
Erlaubnis zur Mijfionsarbeit an 
einem zu Jjeinem Reich gehörigen
	        
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