Full text: (3. Jahrgang)

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jahren müje, da jich in der Nähe 
der Schienen Löwen bemerfbar 
gemacht hätten. 
Trogdem — welder Fort] Hritt! 
Wie ift der Mijfion in Innerafrika 
doch der Weg vom Herrn gebahnt! 
RO 
Eva, Erna und Ernit. 
(Bon Frau Zimm in Kotapad.) 
SE m Dezember 1902 kam eine 
C), Heidenfrau au3S einem drei 
“” bi8 vier Stunden entfernten 
Dorfe auf meine Veranda mit 
einem Heinen Bündel im Arm. 
„Diefes toki (Mädchen) wili 
id Dir denken,“ mit diefen 
Worten Iüftete fie ihr Zug und 
ih blidte in ein Paar dunfkke 
Kinderaugen. Bei weiterer Nach- 
frage ergab fi, daß diefle Frau 
die Großmutter des Heinen Wefens 
var und die Mutter vor 14 Tagen 
glei nach der Geburt ihres Heinen 
Töcdhterhens3 geftorben war. Mun 
hatte das Meine Ding bis jekt mit 
pedso (Neiswafjjer) ernährt. In Er: 
mangelung einer Flajche hatte 
Sroßmama ein Läppden (ob ein 
jaubere8?!) in die NReisbrühe ge: 
taucht und dann durch Ausdrücken 
desjelben dem Kinde die Flüffig- 
feit in den Mund tröpfeln lafıen. 
Nun, id war froh, daß das 
arme feine Ding, troßgdem e8 
jedr mager und ausgehungert 
au$iab, doch nod) am Leben war; 
eS erhielt fofort Mildh aus einer 
Hlajdhe, die es gierig tranf. Der 
Großmutter gab ich den Nat, mir 
das Kind alle 2 bi8 3 Stunden 
zu bringen, dann fole e8 Mildh 
befommen. 
So ging e3 zwei Tage. Dann 
bat\die Frau um Geld, weil fe 
nichts zu effen habe. AWber nach- 
dem fie 1 Np. (1,40 M6.) erhalten 
hatte, verfdhwand fie und ließ das 
Eeine Kind zurüc. Sie hat fidh 
auch bis Heute. nicht wieder jehen 
Iajfen. 
Da brachte- ih die Kleine bei 
einer Witwe unter. Al8 aber 
deren eigenes Kind nach einigen 
Tagen plöglich ftarb, Jah fie das 
als Strafe dafür an, daß fie ein 
fremdes Kind ins Haus genommen 
hatte. Sie brachte eS mir zurüc 
mit dem Beijchetd, daß fe e8 nie 
mehr fjehen fönne. 
Nun war guter Rat teuer. 
Daß fih unter diejen Umftänden 
nicht leicht eine Pflegemutter finden 
würde, wußte ih; Herrfdht hier 
doch allgemein der Aber: 
gfaube, daß, wenn man ein 
fremdes Kind aufnimmt, das 
eigene fterben müffe. So blieb 
mir nichts anderes übrig, al$ das 
fleine Wefjen jelbft zu nehmen. 
Am erften Tage war es fehr 
unruhig und ftörte mid recht 
beim Unterricht. Frau OGloyer 
jcdhenkfte das Körbchen, in dem ihr 
Heiner Ernft früher gefchlafen 
hatte. Dahinein wurde eS weich
	        
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