Full text: (3. Jahrgang)

und feine, waren reichlich in 
diejent Königreich der Vögel ver: 
treten. Ihr unabläffiges Sirren 
fam einem vor wie die Baßitimme 
gegenüber den Tenorftimmen der 
anderen Vögel. Ale zujammen 
fangen einen mehrftimmigen har: 
monijden GSejang, der die 
eigene Seele in Mufikfftimmung 
jeßte, nämlih in den inneren 
Drang, den Herrn zu reifen. 
Von einer fröhlichen Welt um: 
geben, erflommen wir fröhlich 
das Gebirge. 
Das ging freilich nur Langjam, 
weil es {9 {teil Hinaufftieg. FJür 
eine längere Beit genoflen wir 
noch) die paradiefijide Schönheit 
ohne Störung. Dann kam aber 
die garftige Sonne, unjer aus: 
gefprochener Feind. Ihr wißt, wir 
müjfen uns ftet3 gegen Diejen 
Heind bewaffnen mit einer Art 
Kopfichild, dem großen, bejchwer: 
lien Sonnenhut. (Wer in 
Drekflum im Mujeum geweien ift, 
hat jidher einen jolchen gejehen.) 
Sonft {Hämt fidh die Sonne gar 
nicht, ihre fenrigen Pfeile, die 
Strahlen, mit BligeSjhnelle dem 
Europäer tödlihH ins Gehirn zu 
bohren. Die Sonne ftieg Höher 
und fog DBbegierig den Kühlen 
ufthauch in fiH und brachte die 
metften Vogel zum Schweigen, 
bie fi nun ftile im Schatten 
der Bäume verftedten. 
‚ Al die Sonne einjegte, Hatten 
wir den {teilen Aufitieg aber 
bereits hinter uns, und das war 
nur gut. Iegt ging eS im 
Gebirge weiter, bald ein wenig 
aufwärt3, bald ein wenig abwürts, 
bald durch eine Cbhene, bald durch 
einen Baß zwifdhen zwei Bergen. 
So lange der Aufftieg gedauert 
Hatte, hatten wir einen Weg ge: 
habt, jegt hörte er auf, und wir 
mußten auf einem Fußfteig 
weiter. Aber fiehH da, er teilte 
fi in zwei Arme. Welchen 
folten wir einf{dhlagen? 
„Kulimann,“ fagte ih zu 
meinem Gepädträger, „Du Haft 
gejagt, Du mwüßteft den Weg, 
jeßt zeige ihn.“ 
„Wie foWte ih wohl!“ war 
die Antwort. Hatte ih ihn doch 
unter der Bedingung angenommen, 
daß er Wegweijer fein {folte. 
Nun Hatten mwir’s. Weh! wer 
fig auf indijdhe Kuliz und ihre 
Worte verläßt! Wir waren bis- 
her noch nie auf ein GebirgSdorf 
geftoßen, nur vereinzelte Menjdhen 
Hatten wir gejehen. Wie durften 
wir jegt auf einen Wegweifer 
rechnen! 
Doch fieh! Menfdhen wurden 
jfidhtbar. Ein Mann und drei, 
oder waren e3 vier Frauen er: 
ichienen im Walde, Meine Leute 
riefen dem Mann zu, er fole 
Ihnel fommen, um un3 den Weg 
zu zeigen. Aber wie der Laufen 
fonnte! Wie ein gefheuchtes 
Wild faufte er davon, und bald 
hatten ihn die Bäume des Waldes 
verftedt. Wir mußten Iaut auf- 
Lachen. Zugleich mwünfdhten wir 
aber au), er wäre uns nicht ent- 
wijcht; denn er Hätte uns eine 
Strede begleiten und Auskunft 
geben follen.
	        
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