Full text: (2. Jahrgang)

taufchen. Konnte ih auch nicht 
{chlafen, fo Lonnte ih doch feufzen 
zu unferm himmlifchen Vater und 
denken an die herrlichen Wohnungen 
bei ihn, die das Ziel aller unferer 
Pilgerfahrten auf Erden find. „Denn 
ein Tag in deinen Vorhöfen {ft 
beffer, denn fonft taufend.“ Pf. 
84, 11. 
Im folgenden Tage begleitete ich 
Herın W. Ahrens nach dem Bauplag 
des neuen AuZfägigen-Af{yl8, 
und mir {pradhen mit einander über 
Anlage und Einrichtung desfelben. 
Der Weg, die Ghat8, hinauf nach 
Roraput ift recht fteinig, fo daß 
man denfelben nur auf einem Pferde 
mit befchlagenen Hufen gut paffieren 
fann. Da aber weder mein Feines 
noch unfer Stationspferd in Now- 
rangapur befchlagen ift, fo mar e8 
mir ein befonderes Unterpfand der 
Gnade Gottes, daß Br. Wohlen- 
berg gerade feinen „Pegafus” zum 
Befchlagen der Hufen nach Yeypur 
gefchictt hatte, der mir zu Dieniten 
bereit ftand. 
Gegen 4 Uhr nachmittags fhwang 
ich mid auf bdenfelben und febte 
meine Reife nach Koraput fort; e8 
waren herrliche Landfchaften, durch 
die unfer Weg führte; tiefe, ab 
fchüffige Thalihluchten zur Linken 
und fteil fihH auftürmende Berge 
zur Rechten. Diefe romantifche 
Bodengeftaltung, bedeckt mit dem 
fchönften Grün der mannigfaltigften 
Bäume, erinnert lebhaft an die 
Schweizer Alpen. Während die 
Temperatur, je Höher ich die Shats 
hHinauffam, Ddefto kühler wurde, fo 
verbreiteten die Mangobäume, unter 
deren fchattenreichen Zweigen wir 
dahinritten, auffälligerweife eine an: 
genehme Wärme, Mein Führer, 
der Knecht des „Pegafus“, fOlug 
zur Verkürzung des Weges ver: 
jchiedene Fußmwege ein. Einer der- 
jelben führte einen fehr fteilen 
Bergesabhang hinauf, fo fteil, daß 
mir fajt der Atem ftockte und ich 
unterweg? eine Ruhepaufe einfhalten 
mußte, ' Mit meinen Begleitern 
[prach ich fleißig über das, was 
zum Sramen gewußt fein mußte, 
und trug und fang ihnen das aus: 
wendig Gelernte vor. ' 
AS ih in Koraput eintraf, 
fehrte Br. Wohlenberg zurück, der 
mid nun gaftfreundlih aufnahm. 
Aın folgenden Morgen traf Br. 
Qarfen ein, und wir Hatten num 
noch einen Tag Zeit, um uns auf’? 
Eramen vorzubereiten, 
 Bom Eyamen, welches der Herr 
Borfteher und Br. Wilh. Ahrens 
abhielten, will ich nur das erwäh- 
nen, daß Br. Larfen und ich beide 
glücklich beftanden, und da3 war 
allerdings fehr wichtig ; denn obwohl 
im zweiten Spracheramen bei weitem 
mehr gefordert wird als im erften, 
fo ift Legteres doch infofern wichtiger 
al8 das zweite, weil daZ Refultat 
desfelben ausfchlaggebend ift für das 
Zeugnis, ob jemand zur Erlernung 
der Eingeborenen-Sprache befähigt 
ift oder nicht. 
Wir aber wollen uns durch alle 
Eramina daran erinnern laffen, daß 
wir einft vor dem großen Srami- 
nator und Weltenrichter, Hefum 
Chriftum, zu ftehen fommen. Wie 
ganz anders wird dasfelbe fein, wie
	        
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