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Wohnung betrittjt, Aber der Herr
ift e8, der dich fendet.“
„Sehr gut“ fagte der Priefter.
„Du wirfft dich nieder in den Staub
vor deinem himmlijdhen Vater, den
niemand fehen kann und mir ge-
mährft du nur „chin-chins“ (eine
Berbeugung). Ich werde dir nichts
mehr bringen und uun fieh zu, wie
dur fertig wirft!“ .
Der Priefter hielt Wort. Die
nächfte Woche verging und der Leine
Borrat Ihmand; endlich war der
ießte Biffen verzehrt. — —
Darum alfo faß Li traurig
in feinem Zimmer und märmte feine
abgemagerten Hände am Holzfeuer,
e$ mar ja feine einzige irdifche Be-
haglichfeit. Er Hatte gebetet und
immer mieder gehofft, daß das Ge:
fürchtete nicht cintreten möchte.
Aber der Tag und die Stunde, in
der fein Neffe ihn zu befuchen
pflegte, war verfirichen. „Bon ihm
ft nichts mehr zu Hoffen“, fagte
der alte Mann zu fih, „ih will
nur auf Gott bliden. Wenn Cr
mich verläßt, muß ich verhungern.“
Er Iniete nieder und fchüttete fein
Herz vor dem aus, der allen ihre
Speife giebt zu feiner Beit.
Während feines Gebetes brach
blöGlich ein großer Lärm auf dem
Sofe aus, Sr ging hinab, um
nach der Urfache zu forfchen, und
al8 er tie Thür Sffnete, fiel ihm
zu feiner Vermunderung ein großer
Maiskfolben vor die Füße. Er
blite einpor und fah über feinem
Daupte in der Luft zwei Lämpfende
und Freifchende Geier. Hatıen fie
den Maiskolben fallen laffen? Sr
zing einen Schritt vorwärts und
fand ein Stück Gammelfleifch,
da3 augenfcheinlih dem andern
Kämpfer in dem Gefechte‘ entfallen
mar. Die Raubvögel maren wieder
Boten Gottes gewejen, ähnlich wie
zu den Zeiten des Elias. Li blidte
dankbar auf die unerwartete Gabe,
jtellte den Kochtopf ans Feuer und
während das Fleifch kochte, Iniete
er nieder, um für die Önade des
himmlifchen Vaters zu danken.
Während bdejffen trat der
Priefter Herein. Sein Gewiffen
hatte ihm Feine Ruhe gelaffen, menn
er an die Not feineS armen, alten
Obheims dachte. Deshalb fteckte er
ein Paket mit Nahrungsmitteln in
jeinen langen, meiten YWermel und
machte fich auf den Weg zur Woh-
nung des GreifeS, den er mit den
Worten „hHin-hin, echrwürdiger
Onfel, mo ift Gott?“ begrüßte.
Voller Freude Lüftete der alte
Mann den Topfdeckel und zeigte
"einem Vermandten den wunderbaren
und rechtzeitig eingetroffenen Vorrat,
der ihm von feinem himmlifchen
Bater befchert worden mar. Als
der Priefter die Gefchichte gehört
hatte, 30g ec fiilfchmeigend Das
Paket mit Lebensmitteln aus feinen
MHermeln, reichte e& dem Onkel und
ging verlegen von dannen, Sein
Slaube an feine eigenen, gejhaffenen
Bötter war durch diefen Beweis
von Gotte8 Vatertreue erjchüttert,
SHebt hat er fchon lange das
Priefteramt niedergelegt und die
Gögen, die ec 30 Yahyre lang ver:
ehrt hatte, verlaffen. Sr ift jebt
ein Diener der chriftlicdhen Kirche