Full text: (2. Jahrgang)

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unfiher machen. Gn früheren 
SYahren griffen fie nur dann und 
mann mwehrlofe Wanderer an oder 
drangen nacht? in Die Häufer 
reicher Leute, um zu {ftehlen und 
zu vrauben; aber feid 2 Sahren 
find fie viel Dreifter geworden. 
Sebt lauern fie oft in der Nähe 
der Straßen, im dichten Unterholz 
des Waldes verfiekt, Kaufleuten 
und Händlern auf und nehmen 
diefen mit Gemalt ab, was fie an 
Wertfachen bei fichH führen. 
Mor vier Monaten Kfehrten in 
den Nachmittagsftunden verfchiedene 
Chriftenfranen von dem Samguder 
Wochenmarkt heim. Unterwegs 
murden fie von den Räubern mit 
Merten und Spießen bedroht. Alle 
Körbe, die fie nıch Landesfitte auf 
dem Kopfe trugen, wurden unter- 
fucht; Reis, Salz und was fich 
fonft SEbares und Wertvolles darin 
befand, nahmen die böfen Leute 
ihnen weg; die Ohrringe riffen fie 
ihnen aus; aber zum Glüd fügten 
fie ihnen fonft Fein Leid zu. 
Beffer als diefe Frauen kam 
eine andere Chriftenfrau weg, 
als fie vom Rapahandi-Mark eines 
Sonnabends in Gefellfhaft von 
vielen andern Frauen hHeimkehrte. 
Alle murden ihrer Habe beraubt, 
aber zu der Chriftenfrau fagten die 
Räuber: „Du trägt ja Feine AUrm- 
ringe, feine Malen: und Ohrringe, 
du bift gewiß eine Chriftenfrau ; 
wir thun dir nicht?, lauf nur, lauf 
rafch mit deinen Sachen nach 
Haufe.“ 
Vor einigen Wochen kam eine 
nanz junge Frau zu uns, um uns 
Hrem Franken Finger zu Zeigen. 
Täglich wurde fie feitdem von meiner 
Frau behandelt. Der traurige Ge: 
ÜchtZausZdruck der jungen Frau war 
un8 ftet8 aufgefallen, aber wir 
fonnten lange Zeit nicht die Urfache 
ihrer Traurigkeit erfahren, Da 
[chüttete fie einmal ihr Herz aus 
und erzählte folgendes: „Bon 
meinem Dorfe Jamguda aus ging 
ich eines Tages nach dem nahen 
Fluß, um Waffer zu holen. Da 
{prangen au3 dem Gebüfch Heraus 
die Kumli-Räuber; als ich weg- 
lief, Famen fie mit hoch erhobenen 
Nexten hinter mir hergelaufen, holten 
mich ein, bedrohten mich fürchterlich 
und fchleppien mich in ihr auf der 
andern Seite des Fluffes gelegenes 
Dorf. Hier wurde ich gefangen 
gehalten; ich follte die Frau eines 
der NMäuber werden. Meinem das 
mals noch lebenden Vater wurden 
20 KRKupies (28 M) für mich als 
Morgengabe gefchidt. Er wollte 
das Geld anfänglich nicht anıehmen ; 
aber aus Furcht, daß die Räuber 
mich und meine SGefchwifter töten 
würden, gab er endlich feine Zu- 
ftimmung dazu, daß ich die Frau 
des Rüuber8 würde. Nun Habe 
ich von der cHriftlichen Lehre ges 
hört; mein Bruder will Chrift 
werden und ih möchte e$ 
auch; aber ich darf eS nicht; 
ich darf auch nicht zu den Gottes: 
dienften Lommen; mein Mann hat 
e8 mir verboten. Weglaufen von 
ihın oder hier bleiben kann ich auch 
nicht; ich darf €eS nicht wagen; 
denn die Näuber würden dann 
meine alte Mutter, die noch Icbt,
	        
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