Full text: (2. Jahrgang)

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Betrügereien? Warum Haben fie 
28 nicht einmal ausprobiert, ob er 
wirklich folche Macht hatte?“ Das 
haben die Leute auch gethan. Sinft 
zeigten fie dem Häuptling und 
Zauberpriefter einen Baum und 
[agten: „Laß den Baum doch ein: 
mal vertrodnen!“ Da kam er 
mohl jchön in Verlegenheit? Nein, 
gar nicht! Der Zauberer fagte 
vielmehr ganz fühn: „Im vier 
Tagen ift diefer Baum ausge- 
trocknet. ch Habs befohlen! AWber 
niemand darf während der vier 
Tage diefen Plag betreten; fonft 
fann mein Wort nicht? wirken!“ 
St durfte fihH darauf verlaffen, 
daß niemand eS magen würde, fein 
Gebot zu übertreten, war er doch 
der Häuptling des Dorfes, Nach 
vier Tagen Konnte jedermann fehen, 
daß alle Blätter des Baumes 
völlig vermelkt maren. Der Zauber 
priefter hatte feine Chre gerettet. 
Daß ev aber unter dem Schube 
der Nacht hingegangen war und 
den Baum in aller Stille umge 
hauen und dann wieder in die 
Erde gefteckt Hatte, das Hatten die 
auten Leute nicht gefehen, und der 
Bauberer hat’8 ihnen auch nicht 
verraten. 
Sm SHahre 1897 ließ fich 
Heerig in Simanofor als Miffionar 
nieder. Bald hörte er von diefem 
alten Häuptling und Zauberpriefter. 
Nachdem er fichH in feiner Keinen 
Hütte ein menig eingerichtet hatte, 
ging er in Begleitung des Häupt- 
lings von Simanofor zu dem 
Teufelspriefter in Huta ourtgur, 
um in in feinem Reiche zu be- 
'uchen. Diefer hatte fhon damals 
‚einem ältejten Sohn das Amt 
zines Häuptlings überlaffen, wäh- 
vend der jüngere Sohn, von dem 
ich im Sept. 1901 erzählt habe, 
mie et in feiner BVerftockthHeit da- 
zingefahren ift, mit iHm dag Zauber- 
jJandwerk betrieb, 
Bei feiner Ankunft wurde der 
Mijftonar freundlich empfangen. 
Yn Furzer Zeit mar daS ganze 
Dorf verfammelt. Auch die beiden 
Högenpriefter, Bater und jüngerer 
Sohn, hatten fich eingeftellt, natür- 
ich nur aus Neugierde. 
Die Begleiter erzählten den 
Leuten, was der Mıffionar ihnen 
ringen wolle, Da er felber die 
Sprache noch nicht recht beherıfchte, 
'olas erden Leuten die Schöpfungs- 
zefchichte vor und erklärte fie ihnen, 
jo gut e8 ging. Auch fagte er 
inen:, „Der Schöpfer Himmels 
und der Erde ift der wahre Gott, 
den- müßt ihr anbeten. Wer zu 
sem Sombaon (Anbetungsplaß) 
der zu dem Begus geht, der be- 
’etdigt und erzürnt den wahren 
Bott. Wenn ich erft einmal eure 
Sprache beffer verftehe, will ich 
auch mehr von Ddiefem Gott er- 
sählen, der euch fo lieb Hat und 
"ehnlichft münfcht, daß ihr alle 
glücklich und felig werden möchtet,“ 
Nach diejfer Rede reichte der 
Miffionar feine Tabaksdofe herum 
zum Zeichen, daß er Freundfchaft 
mit den Leuten fehlicßen wolle. 
Zo ging e8 wohl ein halbes Yahır 
fort. Befuche wurden gemacht und 
Segenbefuche empfangen. Auch die 
Oriftlichen Bauarbeiter gingen öfter:
	        
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