66 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
sehr langsam. Am 2. Tage Abends schwollen die Brüste un
ter leichten Fieberschauern stärker an; am 3. Tage aber fand
sich bei heftiger Fieberhitze massig stechender, bei jeder Be
wegung und beim Drucke steigender Schmerz in dem unter
sten Theile der rechten Bauchhälfte. Es wurden 15 Blutegel
angesetzt und zugleich Oelmixtur und erweichende Cataplas-
men und häufiges Anlegen des Kindes an die Brust verordnet.
Am 3. Tage wurden wegen fortdauernder Schmerzen bei mäs-
sigem Fieber und grosser Schwäche der Kranken wieder
Blutegel angelegt und alle 3 Stunden ^ Gran Galomel verord
net, worauf die Schmerzen sich zwar minderten und das Fie
ber auffallend nachliess, der Bauch aber anschwoll, fluctuirte
und sich auf die Seite senkte, wo Pat. lag. Der lauen Ein
spritzungen ungeachtet blieben die Lochien sehr sparsam, die
sehr spärliche Milch wurde, da das Kind an in Verhärtung
des Zellgewebes übergegangenem Rothlaufe der untern Kör
perhälfte unter Convulsionen starb, theils durch junge Hunde,
theils durch Sauggläser abgezogen. Die Haut blieb immer
mässig transpirirend, der Leib offen, der (Jrin klar und roth.
— Bei fortgebrauchtem Calomel, statt dessen bei Vorboten
der Salivation Digitalis gereicht wurde, und bei erweichenden
Getränken wurden jetzt auch Vesicatore auf die untere Bauch
gegend gelegt, beim Eintritt der Exacerbation aber immer
wieder Blutegel angewandt. Hierbei nahm das Volumen
des Bauchs ziemlich schnell ab; auch der Schmerz wurde in
ruhiger Lage kaum gefühlt, durch stärkere Streckung und
Auswärtsdrehung des rechten Schenkels aber leicht angeregt.
Nach 3 Wochen aber traten neue Schmerzanfälle ein. Sie zeig
ten sich zu unbestimmter Zeit, meist Nachts, von selbst, oder
nach einem Versuche zur selbstthätigen Bewegung und er
streckten sich von der rechten untern Bauchgegend durch die
Leistengegend bis in die Fussspitze derselben Seite; der sehr
heftige Schmerz durchzuckte Blitzschnell diese Theile von ohen
nach unten; auch klagte Pat. über zwar nicht heftigen, aber
anhaltenden Knieschmerz. Im Aeussern waren die leiden
den Theile nicht verändert; beim Druck nur die rechte untere
Bauchgegend und der Schenkel nach dem Verlaufe seiner gros
sen Gefässe und Nerven schmerzhaft; zugleich klagte Pat.
über durch Druck nicht zu vermehrenden Schmerz der rech
ten Hüfte. Das bisher nachlassende Fieber wurde völlig aus
setzend. Durch Suiph. Chinini wurden zwar die abendlichen
Fieberanfälle, nicht aber der Schmerz unterdrückt. Gegen
diesen wurden jetzt'laue Bäder, Einreibungen der Mercurial-
salbe und bisweilen Blutegel und Blasenpflaster mehrere Wo
chen verordnet, zugleich wurden solche innere Mittel gereicht,