Full text: (Neueste Folge, Band 14 = 1840, No 9-No 16)

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450 I. Pathologie, Therapie und raedioinisehe Klinik. 
sondern aus der Vereinigung mehrerer derselben geschöpft, 
und eben so gewiss, dass Galenos die Wahrheit dieses 
hippokratischen Grundsatzes anerkannt und durch den sehr 
beachtenswerthen Ausspruch (Cornm. II. in Hipp, Prognostic. 
Ed. Kühn, Vol. XVIII. Pars. 11. Lips. 1830. 8. p. 297): 
„XQrj Tcctvzct d-eaoao&cd zu arjfteia, xcu ft?) ntotsvetv evi“— 
möge das Eine nun einen erwünschten Ausgang iioifen, oder 
einen traurigen fürchten lassen, bestätigt hat. Wenn daher 
in neuerer und neuester Zeit einige Schriftsteller, wie Kopp, 
Formey, Friedreich, Berends, Suckow u. A., ganz 
im Widerspruche mit diesem hippokratischen Grundsätze, eine 
gewisse Beschaffenheit des Pulses allein für das sicherste 
und untrüglichste Zeichen des nahe bevorstehenden Todes er 
klären, so verdienen sie meines Erachtens nicht mehr Bei 
stimmung, als wenn sie dasselbe von der Respiration, dem 
Urin oder einem andern krankhaften Zufalle behaupteten. 
Denn obgleich unter allen Krankheitserscheinungen, welche 
als Zeichen bei Bildung der Ausgangsprognose benutzt wer 
den, der Puls gewöhnlich die oberste Stelle einnimnit, Auch 
nicht geleugnet werden kann, dass er für den Unterrichteten 
ein grosses diagnostisches Hülfsmiltel abgiebt, so darf doch 
auch andererseits nicht übersehen werden, dass er ein leicht 
trügliches Merkmal ist, wie schon Celsus (de Medicina 
Lib. 111. c. 6. Ed. Krause Lips. 1766. 8. p. 129) richtig 
erkannt hatte, indem er sagt: ,,Venis enirn maxime credi- 
mus, fallacissimac rei,“ und seine semiulogische Benutzung 
daher immer die Berücksichtigung aller gleichzeitig vorhande 
nen Umstände voraussetzt, wenn sie auf Billigung Anspruch 
haben soll. „Unter allen Zeichen des binnen 24 Stunden sich 
einstellenden Todes,“ sagt nämlich Kopp (Beobacht, itn Geb. 
d. ausüb. Heilk. Frankf. a. M. 1821. 8. S. 53. ff.), „fand 
ich nach meiner Erfahrung nur Eines, das in den meisten 
Fällen Zuverlässigkeit gewährt. Dieses ist der Puls.“ (S. 54). 
„Ein solcher Puls ist schnell, klein, wie Nadelspitzen an die 
Finger schlagend, kraftlos oder zitternd, rieselnd oder spritzend, 
ganz zusanimengezogen, wie die feinste Violinsaite sich an 
fühlend, oder sehr langsam, schleichend, ausselzend oder un 
gleich.“ Diese Beschreibung Kopp’s erinnert übrigens an 
den ,,puhus morientium“ Grunert’s, den er (Semiotice 
phtjs. et palholog. general, compl. Hai. 1775. 8. p. 106) 
als einen ,,creberrimus, debilissimtts, minimus, inaeqtialis, 
tnjun/s, vermiculans, formicans, intennittens ,t bezeichnet. 
Ebenso behauptet auch Friedreich (Handb. d. patli. Zei 
chenlehre. Würzb. 1825. 8. S. 333), dass „ein sehr schneller, 
schwacher, kleiner, unordentlicher und aussetzender Puls das
	        
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