Full text: (Neueste Folge, Band 13 = 1840, No 1-No 8)

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III. Chirurgie und Ophthalmologie. 
spannt an. Da ein Versuch den Arm einzurenken ohne 
Durchschneidung der erwähnten Muskeln und des neuen Ge 
lenks höchst gefährlich und die Einrenkung dennoch unmög 
lich gewesen wäre, hoffte D. auf das Gelingen, wenn er Al 
les, was sich ihm widersetzte, subcutan trennte. — Hier 
bei bemerkt D., dass er mehrere veraltete Luxationen, deren 
Einrichtung vielfältig versucht worden war, in ausgestreckter 
Stellung auf dem Tische einrenkte. Ein langes, drei Hände 
breit zusammengelegtes Betttuch umgiebt den Thorax unter 
der leidenden Achselhöhle, so dass die Enden über die ge 
sunde Schulter schräg hinweg reichen, wo sie von 6 Gehol 
fen gehalten werden. Ein breites, langes Handtuch wird um 
die Hand des luxirten Arms geschlungen und von 6 Geholfen 
gehalten; um den obern Theil des Humerus an der Achsel 
höhle läuft ein Handtuch, welches von 3 Geholfen gefasst 
wird. Wenn die ersten 6 Geholfen gegen die andern 6 zie 
hen , so ziehen die zuletzt erwähnten 3 zur Seite ab. — Zu 
erst liess D. eine langsam verstärkte einfache Extension vor 
nehmen und dann still halten, worauf er ein schmales, sichel 
förmiges Messer durch die Haut stach und den sich am stärk 
sten spannenden Theil des Peloralis rnajor dicht über seiner 
Sehne durchschnitt, welcher auch mit krachendem Geräusche aus 
einander fuhr. Dann stach D. am hintern Bande der Achsel 
höhle ein und trennte nach einander den Lcitissimm dorsi, 
Tcres major und Teres minor. Diese Muskeln fuhren mit 
krachendem Geräusche, welches durch die Resonanz des Tho 
rax noch vermehrt wurde, aus einander. Hierauf stach D. 
an drei Seiten an den Rand des Humerus ein und durch 
schnitt unter der Haut die dicken, harten, falschen Ligamente, 
welche das neugebildete Gelenk umgaben, und liess dann 
mit dem Zuge nach, um den Kopf durch einige Rotationen 
zu lösen. Aus den Wunden, welche den Umfang einer Ader 
lasswunde hatten , quollen nur einige Tropfen Blut. — Jetzt 
begann wieder ein kräftiger Zug von zwei Seiten, dann liess 
D. die 3 Geholfen schnell anziehen , wobei er die Leitung 
des Humerus übernahm. Plötzlich fuhr dieser in die Gelenk 
höhle zurück, ohne wieder herauszuspringen. Eine Schulter 
6ah jetzt wie die andere aus. — Der Thorax nebst der 
Schulter und dem Arme wurde jetzt mit Binden umgeben uud 
der ganze Verband mit Kleister getränkt. Nach einigen 
Stunden war der Verband trooken und hart und verhinderte 
jede Bewegung der rechten Seite. Es traten keine beunruhi 
genden Symptome ein, ja Pat. litt weniger als andere bei 
Einrenkung veralteter Luxationen. Am 9. Tage wurde der 
Verband entfernt. Beide Schultern hatteu völlig gleiche Form
	        
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