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III. Chirurgie und Ophthalmologie.
spannt an. Da ein Versuch den Arm einzurenken ohne
Durchschneidung der erwähnten Muskeln und des neuen Ge
lenks höchst gefährlich und die Einrenkung dennoch unmög
lich gewesen wäre, hoffte D. auf das Gelingen, wenn er Al
les, was sich ihm widersetzte, subcutan trennte. — Hier
bei bemerkt D., dass er mehrere veraltete Luxationen, deren
Einrichtung vielfältig versucht worden war, in ausgestreckter
Stellung auf dem Tische einrenkte. Ein langes, drei Hände
breit zusammengelegtes Betttuch umgiebt den Thorax unter
der leidenden Achselhöhle, so dass die Enden über die ge
sunde Schulter schräg hinweg reichen, wo sie von 6 Gehol
fen gehalten werden. Ein breites, langes Handtuch wird um
die Hand des luxirten Arms geschlungen und von 6 Geholfen
gehalten; um den obern Theil des Humerus an der Achsel
höhle läuft ein Handtuch, welches von 3 Geholfen gefasst
wird. Wenn die ersten 6 Geholfen gegen die andern 6 zie
hen , so ziehen die zuletzt erwähnten 3 zur Seite ab. — Zu
erst liess D. eine langsam verstärkte einfache Extension vor
nehmen und dann still halten, worauf er ein schmales, sichel
förmiges Messer durch die Haut stach und den sich am stärk
sten spannenden Theil des Peloralis rnajor dicht über seiner
Sehne durchschnitt, welcher auch mit krachendem Geräusche aus
einander fuhr. Dann stach D. am hintern Bande der Achsel
höhle ein und trennte nach einander den Lcitissimm dorsi,
Tcres major und Teres minor. Diese Muskeln fuhren mit
krachendem Geräusche, welches durch die Resonanz des Tho
rax noch vermehrt wurde, aus einander. Hierauf stach D.
an drei Seiten an den Rand des Humerus ein und durch
schnitt unter der Haut die dicken, harten, falschen Ligamente,
welche das neugebildete Gelenk umgaben, und liess dann
mit dem Zuge nach, um den Kopf durch einige Rotationen
zu lösen. Aus den Wunden, welche den Umfang einer Ader
lasswunde hatten , quollen nur einige Tropfen Blut. — Jetzt
begann wieder ein kräftiger Zug von zwei Seiten, dann liess
D. die 3 Geholfen schnell anziehen , wobei er die Leitung
des Humerus übernahm. Plötzlich fuhr dieser in die Gelenk
höhle zurück, ohne wieder herauszuspringen. Eine Schulter
6ah jetzt wie die andere aus. — Der Thorax nebst der
Schulter und dem Arme wurde jetzt mit Binden umgeben uud
der ganze Verband mit Kleister getränkt. Nach einigen
Stunden war der Verband trooken und hart und verhinderte
jede Bewegung der rechten Seite. Es traten keine beunruhi
genden Symptome ein, ja Pat. litt weniger als andere bei
Einrenkung veralteter Luxationen. Am 9. Tage wurde der
Verband entfernt. Beide Schultern hatteu völlig gleiche Form