Full text: (Neueste Folge, Band 13 = 1840, No 1-No 8)

491 
III. Chirurgie und Ophthalmologie. 
hafte, suchte Ts. Hülfe 8 Stunden darauf und zeigte ihm 
das abgelöste Stück. Dieses war blass, vom Blute gereinigt, 
und so wie der Stumpf kalt. Die Schnittwunde war völlig 
glatt und rein und durchdrang das dritte Glied des Fingers 
quer da, wo die Hautfalte den Nagel begränzt. Obgleich 
f. nicht hoffte, dass die getrennten Theile wieder zusammen- 
"achsen w ürden, befestigte er doch die Fingerspitze auf ih 
rem Stumpfe mit zwei kreuzweise überlegten, sehr schmalen 
Hefipflasterstreifen, deren Enden ain zweiten Gliede durch ei 
nen herumlaufenden Querstreifen gehalten wurden, welche 
aber zwischen sich Stellen der Haut und Wunde frei Hessen. 
Jede andere Bedeckung wurde vermieden und keine nassen 
oder kalten Umschläge angewandt. 8 Tage liess T. den 
ersten Verband unberührt; die angesetzte Spitze wurde bald 
schwarz, roch leichenhaft und unter der stellenweise blasig 
erhobenen Oberhaut floss etwas mussartige Feuchtigkeit aus. 
Ais die Pflasterstreifen gelöst wurden, fiel die schwarze Fin 
gerspitze nicht ab, sondern haftete auf dem Stumpfe. T. liess 
den Finger täglich zweimal einige Minuten mit warmein Ca- 
millen-Aufguss baden und abspülen, nach jedem Bade aber 
einen Pflasterstreifen überlegen. Hätte die Vereinigung in 
blossem Zusammenkleben bestanden, so wäre die Spitze in 
der warmen Flüssigkeit losgegangen. Man konnte die Spitze 
auch ohne Schaden berühren und sie liess sich mit sanftem 
Drucke auf ihrer Grundfläche etwas hin und her bewegen. 
Mit jedem Tage löste sich die Oberhaut mehr ab und die 
dadurch entblösste Lederhaut war nicht frisch roth und em 
pfindlich, sondern grauroth, so dass man Abstossung einer 
Schicht erwarten konnte. An der Stelle der Hiebwunde 
lief ein ziemlich tiefer, mit dünnflüssigem Eiter erfüllter Ein 
schnitt herum. Die Knochenhaut oder die ihr zunächst lie 
gende Schicht straffen Zellgewebes schien die Vereinigung 
zuerst vermittelt zu haben, Allmählig lösten sich auch Lap 
pen der Lederhaut; unter ihnen zeigte sich aber eine gesun 
dere, frischere Fläche. Durch das Abgehen der Haut ver 
minderte sich der Umfang der angesetzten Spitze; sie schrumpfte 
dadurch am Stumpfe fest und vertrug den Wechsel des Ver 
bandes und das Bad. Zuin Verbände diente jetzt ein Strei 
fen Leinwand, der mit Rosensalbe bestrichen und umgewickelt 
"urde. Das fernere Gedeihen schien der Umstand zu bedro 
hen, dass sich der Nagel zu lösen begann, und als er nach 
einigen Tagen fortging, war eine Grube an seiner Stelle, der 
Knochen aber nicht eutblösst. So waren zwei nnd eine halbe 
Woche nach Trennung und Wiedervereinigung der Theile 
Verflossen, und es sollte sich jetzt zeigen, ob die angewachsene
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.