454 I. Pathologie, Therapie und mediclnlsche Klinik,
oberflächlicher und schneller; Pat. konnte den Schleim nicht
mehr völlig aus werfen und Sinapismen und innere Mittel wa
ren in den Paroxysmen fast ohne Wirkling. Am 30. wurde
Statt des Acid. boruss. Emuh. papav. mit Aq. Amijgd.
atnar. gereicht, am 31. die oft erwähnten Tropfen -wiederholt
und ^stündlich mit Zuckerwasser gereicht, doch wurden die
Symptome immer bedenklicher, der Athem wurde röchelnd
und in der Nacht zum 1. Juni erfolgte der Tod durch Para-
hjsis pulmonum. Bei der Obduction fand man in beiden Pleu
rasäcken ziemlich viel seröse Flüssigkeit, die Lungen normal,
nur wenig comprimirt; das Pericardium war sehr verdickt, an
der innern, vordem Fläche ganz, an der hintern theilweise
mit dem Herzen verwachsen, so dass es nur unter Anstren
gung vom Herzen getrennt werden konnte, worauf das Herz,
so wie die innere Seite des Pericardiums mit starken, plasti
schen Exsudationen bedeckt erschien; ausserdem war das Herz
bedeutend vergrössett, auswendig hier und da mit Exsudat
bedeckt, stark bläulichroth mit noch dunklern Flecken. Nach
Eröffnung der Herzhöhlen fand man den linken Ventrikel be
deutend erweitert, die Valvula mitralis, so wie die Valv.
semilun. Aortac theilweise verknöchert und die innere Haut
beider Herzhälften kirschbraun, ohne dass diese Farbe durch
Wischen mit dem Schwamme verändert werden konnte; eben
so war auch die Substanz des Herzens selbst etwas rothbraun
und dunkler als gewöhnlich. Der Verf. überlässt dem Leser
die Beurtheilung dieses Falles und der Behandlung des durch
entzündliche Anschwellung der Gelenke sich kund gebenden
Rheumatismus aci/lus, denn kurz nach Rücktritt der Gelenkent
zündung trat das Herzleiden auf, das um so gefährlicher wer
den musste, je mehr sich im Kranken schon früher periodische,
wenn gleich nur kurz dauernde Störungen der Herzthätigkeit
offenbart hatten, deren Grund zweifelsohne in den erwähnten
Verknöcherungen der Valveln lag. [Hufeland's Jottrn. d.
pract. Heilte. 1840. Febri]
199. Drei Fälle von acuter Entzündung der
Aorta; von Dr. Tiiiehfelder in Meissen. Die nachstehen
den Fälle von Entzündung der Aorta dürften als Beitrag zur
Lehre einer wegen ihrer Seltenheit noch wenig gekannten
Krankheit der Mittheilung werth seyn, I. Fall. Ein 25-
jähriger Maurer von schwächlicher Constitution und sanguini
schem Temperamente, welcher dem Branntwein sehr ergeben
und massig genährt war, 1824 ein schleichendes Nervenfieber
überstanden hatte, im Sommer 1828 plötzlich und ohne Ver
anlassung von tiefer Ohnmacht befallen worden war, klagte
8 Tage vor seiner letzten Krankheit über Herzklopfen, Star-