374 III. Chirurgie und Ophthalmologie.
und wegen des starken, eiterartigen Abflusses aus der Mitte
des Auges öfters frische Leinwandbäuschchen eingeschoben
werden mussten. Erst in der letzten Zeit hatten die Kräfte
so sehr abgenommen, da Pat. den Appetit verloren hatte und
durch die anhaltenden Schmerzen des Schlafes beraubt wor
den war. — L.-fand Pat. in heftigem hectischen Fieber und
schon nach 14 Tagen erfolgte der Tod, — Die scirrhöse
Matur dieses Missgebildes dürfte aus der vorhergegangenen
Beschreibung hinlänglich dargetlian seyn, obgleich die Section
nicht gestattet wurde. Vorzüglich spricht dafür die höckerige,
harte Anschwellung des ganzen Augapfels, die Grösse und das
Gewicht desselben, so wie die Ausdehnung der Orbita und
endlich die Empfindlichkeit und Schmerzhaftigkeit. Dass die
ser Scirrhus schon in carcinomatöses Leiden übergegangen war,
beweist die gänzliche Entartung des Auges, die lancinirenden
Schmerzen, welche tief in die Augenhöhle drangen, die an-
geschwollenen Halsdrüsen, das hectische Fieber und der starke
übelriechende Ausfluss, besonders die an dem untern Sacke
ausgeschwitzte Jauche. — Als Ursache betrachtet L. die
herpetische Schärfe im Gesichte, welche sich auf die Tlirä-
nendrüse geworfen hatte, von wo unter Begünstigung der
scrophulösen Anlage die scirrhöse Exophthalmie sich entwi
ckelte und nach und nach den Augapfel in die krankhafte
Veränderung zog. Dass die Entzündung und Substanzwuche
rung so vor sich gipg, geht aus dem Anfangs starken Thrä*
nenergusse und au9 dem allmähligen Wachsen und Hervor
drängen des Augapfels hervor, welcher zuerst schiefe Rich
tung erhielt, die nur einem Seitendruck von einem angeschwol-
lenen Körper in der Orbita zugeschrieben werden konnte; es
erfolgte aber nicht blosses Herausdrängen des Augapfels aus
der Orbita, womit man sonst einen Exophthalmos bezeichnet,
sondern in der Augenhöhle entstandene und aus derselben
herausschreitende und fort wachsende Entartung des Auges«
Als seltene Erscheinung dieser scirrhösen Exophthalmie dürfte
noch die Verwachsung, enorme Ausdehnung und Verlänge
rung beider Augenlider gelten, ohne dass dieselben in ihrer
Structur verändert und ihre Muskularthätigkeit aufgehoben
wurde. {Heidelberger tned. Annalen, Bd. 5. Hft. 1.]