348 n. Matena medica und Toxikologie.
kein Mittel, sollte es auch von vorn herein als wunderliches
erscheinen, unversucht bleiben. Leider hat das, mancheo
Mitteln zu freigebig gespendete Lob den Nachtheil gehabt,
dass sie in Misscredit geriethen oder ganz vergessen wurden,
wahrend sie in geeigneten Fällen von gutem Erfolge gewe-
sen seyn würden, hätte mau nur, statt ihnen eine nicht vor
handene allgemeine Wirksamkeit zuzuschreiben, sich vielmehr
Mühe gegeben, die richtigen Anzeigen für ihren Gebrauch
aufzustelien. Man denke nur an die Theerdämpfe, und so
manche andere Mittel und- Methoden, die längst verworfen
sind, weil man zu allgemeine Wirksamkeit mit Unrecht von
ihnen rühmte. Von der grossen Zahl bei Lungensucht ge
rühmter Mittel hat der Verf. die in der Ueberschrift genann
ten am wirksamsten gefunden. Indem aber der Verf. im
Nachstehenden seine Beobachtungen über dieselben im Auszuge
mittheilt, bemerkt er im Voraus, dass sie weit öfterer ver
geblich, als mit gewünschtem Erfolge angewendet wurdet),
doch sind auch gute Erfolge gesehen worden und somit ist es
wohl der Mühe werth, diese Mittel nicht aus den Augen zu
Verlieren, um so weniger, da Speck und Milch völlig un
schädlich sind und auch das essigsaure Blei, bei einiger Vor
sicht, wenigstens ohne Nachtheil gebraucht wird, wenn ja
keine Hülfe dadurch zu erlangen wäre. — Mit den Speck
einreibungen wurde der Verf. zuerst 1833 bekannt und er
hat während seines Aufenthalts in Luxemburg die meisten
Versuche mit diesem Mittel gemacht. Von je gab es dort
unter den Truppen nicht wenig Lungenkranke. Kamen Re
kruten mit Anlage zur Phthisis dorthin, so entwickelte sich
die Krankheit in der Regel sehr bald, so dass solche Leute
schleunigst wieder entlassen werden mussten. Diese Wieder
entlassung war aber aus manchen Gründen und meist wegen
zu weit vorgeschrittener Krankheit nicht immer gleich mög
lich und so gab es denn fortwährend im Spitale Brustkranke
genug. Die hohe Lage von Luxemburg und die Nolhwendig-
keit, steile Berge täglich hinauf und herab zu gehen, sind
nachtheilige Verhältnisse für schwache und zu Krankheiten
disponirte Lungen. Ausserdem hatte B. während seiner dor
tigen Stellung sehr zahlreiche Fälle von Typhus abdominalis
zu behandeln, was er hier deshalb erwähnt, weil die Lun
gentuberkeln, nach seinen Beobachtungen, nur selten isolirt
Vorkommen, sondern in der Regel gleichzeitig mit derselben
tuberculösen Krankheitsanlage in andern Organen verbunden
sind. Namentlich liegt der Geschwürsbildung im Darmkanale
sehr oft ganz derselbe Process der Erweichung von Tuberkeln
zum Grunde, der in den Lungen die am häufigsten vorkom-