I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 17
an der Grenze der Rose war sie gelblich. Der Uebergang
der Rose von der linken zu det rechten untern Extremität
geschah von deii Genitalien aus, indem zuerst die techte
grosse Schamlefze > Perinäum Und die innere Seite des rech
ten Oberschenkels, dann der Unterschenkel bis zur Füssspitze
ergriffen wurden. Die Rose schritt nach unbestimmbaren Be
grenzungen allmählig fort, nicht von eifiein Gliede zum an
dern, sondern in Ungleicher Länge und Breite; Nachdem die
Rose in 14 Tagen an der Untern Körperhälfte mit geringer
Abschuppung verlaufen War, fing sie an über Brust, Hals
und Rücken aufwärts fortzukriechen und ergriff dann auch
Arme und Hände; letztere waren am meisten geschwollen. Auch
diese Theile aber waren nach 8 Tagen Von der Rose wieder
frei, so dass die erysipelatösen Erscheinungen nach 3 Wo
chen seit dem ersten Auftreten bis auf ödematöse Anschwel
lung der Hände Und Füsse Verschwunden waten. — Da bis
jetzt kein wichtiges inneres Organ mitzbleiden schien, das
Kind die Brust der wieder genesenen Mutter sehr begierig
nahm und die Ausleerungen mehr geregelt W’aren, so konnte
man Genesüng hoffen, dennoch traten noch grössere Leiden
ein. Zuerst zeigten sich Recidive Vön Erysipelas an Brust
und Ellenbogen, dann brach das Oedem des einen Fusses auf,
aus welchem sich wässrige und jauchige Flüssigkeit entleerte,
wodurch das Kind noch mehr erschöpft wurde. Nach Beseiti
gung dieser Leiden trat ein Zustand ein, welcher theils dem
hydrocephalischen, theils dem typhösen ähnlich war. Das
Kind fieberte, nahm die Brust nicht, empfand Schmerz, wenn
man den heissen und gespannten Unterleib befühlte, Und die
Ausleerungen waren unregelmässig; dabei fand sich auf der
Stirn kalter Schweiss und die eingefallenen Wangen Waren
kalt. Es war nämlich, wie sich erst später ergab, dieser
Zustand nichts Anders, als eine oder mehrere Metastasen,
vielleicht auch blosse Fortpflanzung des Erysipelas auf innere
Häute. Das Sensorium wurde nach 8 Tagen wieder freier,
als sich aus beiden Ohren übelriechender, eitriger Ausfluss
einstellte* Hierauf besserte sich auch das Befinden wenigstens
in so fern, dass das Kind mehr Appetit bekam und sich ab
wechselnd auf den Armen tragen liess. Allein ausser der
Vereiterung j„ der häutigen Auskleidung der Gehörwerkzeuge,
ergaben sich auch später im Darmkanale eine oder mehrere
Metastasen durch mit dem Stuhlgange sich entleerende Eiter
massen, Welche, so laDge sie als Abscesse eingesehlossen
waren, beiin Ausstrecken des fechten Beines Schmerzen ver
ursachten, w eshalb dieses beständig adducirt und gebogen ge
halten wurde. Nach diesen inuern Vorgängen und nachdem
Suuunarinm d. Mediciu. 1840. I., 2