12 I. Pathologie, Therapie und medicinisciie Klinik.
sem vorkommende Mangel des Respirationsgeräusches. Man
leitete diesen Mangel vom vermehrten Volumen der Lunge, der
grossen Erweiterung des Thorax und der Verdickung der
Bronchialschleimhaut in den kleinen Bronchien her. Es ist
jedoch klar, dass das lufterfüllte und ausgespannte Lungen
bläschen kein vesiculäres Murmeln erzeugen kann, da dies
Geräusch nur durch sanfte und allinühlige Ausdehnung des
Bläschens mittelst eingedrungener Luft entsteht. Doch ist
dies verschieden und das Vesiculärgeräusch kann bei frischem
Emphysem zugegen seyn, wenn die Lunge noch nicht ihre
Contraclionskraft verloren hat und der zuführende Bronchus
nicht etwa zufällig verstopft ist. Die Dyspnoe anlangend,
sagt Lännnec, dass sie von den gleichzeitig verstopften
Bronchien herrühre, durch die die Luft schwer hindurch
dringe; — Louis leitet die Dyspnoe von gleichzeitiger hy
pertrophischer Verdickung der Luftzellen wände her, durch
welche die Luft schwer hindurch zum Blute kommen könne;
Andral endlich sagt, die Dilatation der Luftzellen sei Pro
duct einer Rarefaction der Lungen, daher sei die Fläche ver
kleinert, auf der sich die Luft ausbreitet, um dem Blute zu
begegnen und es für die Circulation geeignet zu machen. —
Das schwere Atlimen ist hier durch Unfähigkeit des Lungen
parenchyms, Luft einzunehmen und auszutreiben, begründet.
Je starrer die Wände der Luftzellen sind und je mehr die
Zusaminenziehungsfähigkeit der Lungen vernichtet ist, um so
bedeutender wird die Dyspnoe bei diesem Emphysem. Kön
nen die Luftzellen nämlich keine Luft austreiben, so bleibt
Pat. ungeachtet der Athmungsbewegung immer im Zustande
des Einathmens und wenn er einathmen will, kann die ein-
gezogene Luft nicht in die Zellen dringen, da diese schon
Luft enthalten und es ist daher die Wirkung fast ganz gleich,
ob die Luft wirklich abgesperrt ist, oder ob die Luftzellen
erweitert sind. Das Athmen ist in beiden Fällen gehemmt
und zwar im letztem mit einem Zustande der Lungen , wie
beim Einathmen und im erstem mit einem Zustande derselben
wie beim Ausathmen. Beim vesiculären Emphysem ist die
Lunge also ausgedehnt und wirkt mit dieser Ausdehnung be
ständig aufs Zwerchfell. Die Lungen sind dabei um so mehr
ausgedehnt, wenn die Vergrösserung der Luftzellen nicht
durch Verminderung derselben an Zahl entstanden ist; wenn
sie dagegen durch diese Verminderung erzeugt wurde, ist die
gesammte Ausdehnung des kranken Lungentheils geringer.
Der erstere Fall, wo also die Zahl der Luftbläschen nicht
abgenommen, kann nur dann in grosser Ausdehnung Vorkom
men, wenn die Brust sehr erweitert ist. Diese Erweiterung