126 IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
feen, jede Schwangere suchte damals ohnehin sich auf das Aengst-
lichste davor zu schützen und eine Wärterin aus Verden kam
erst 2 Tage nach Ausbruche der Krankheit. Sie verlief hier,
wie oben unter den Fallen, die tödtlich endigten, angegeben
wurde, denn es war dies eben der eine jener Fälle und zwar
der, wo die Eltern gesund waren und bereits gesunde Kin
der hatten. Zur Zeit ist aber in Hannover kein anderer Fall
von Pemphigus oder einem ähnlichen Uebel vorgekommen.
Die Vergleichung des hier Mitgetheilten mit den Angaben
Anderer über den Pemphigus, selbst ob dieser Name hier gel
ten soll, überhaupt weitere Betrachtungen, zu denen diese
Beobachtung veranlassen möchte, überlässt der Verf. Jedem
selbst; er kann keine andern Data mehr dafür liefern, als,
dass Verden am Ufer eines mässig grossen Flusses, der es
von einer niedrigen wasserreichen Marschgegend scheidet, selbst
hoch, trocken und luftig liegt, dem Zuge der Winde ziemlich
blossgestellt; dass der Frühling jenes Jahres dort, wie über
all, auffallend kalt, rauh und feucht, die Vegetation sehr zu
rückgehalten, der Sommer aber so ziemlich denselben Cha-
racter gehabt hatte. Namentlich zeigten die Monate Juli,
August und September oehr auffallenden Temperaturwechsel,
der October aber verläugnete ganz den gewöhnlichen Chara-
cter und war trübe, feucht und kalt. Daher lieferte Sommer
und Herbst viel unreifes, w ässeriges Obst. Ob vielleicht auch
Beachtung verdient, dass die Grippe dort sehr allgemein im
Anfänge des Jahres herrschte? — Um die Therapie nicht
ganz zu vergessen, der der Verf. freilich nichts von Bedeu
tung bieten kann, bemerkt er noch, dass bei Behandlung der
kleinen Kranken die schonendste, sanfteste Pflege, wie Sorge
für frische reine Luft die Hauptsache schien, ß. Hess daher,
wie sich die ersten Blasen zeigten, gleich alle Windeln ab
nehmen und die Kleinen ohne beengende Kleidungsstücke in
weiches Leinen legen, wo sie, so weit es anging, ungestört
und unberührt liegen blieben. Wurde die Menge der Blasen
grösser, so wurde alles längere und umständliche Baden und
Waschen vorläufig ganz untersagt und sie wurden nur mit
schwachem Infus. Serpijlli behutsam mehr bespült und be
tupft als abgewaschen. Innerlich erhielten die Kinder eben
falls etwas Infus. Serpijlli und, wo es nöthig schien, Sjr.
Rhei. Was der Verfasser in jenem letzten Falle später noch
anwendete: äusserlich stärkere aromatische Aufgüsse, Ol.
amygd., Milchbäder, innerlich Flor. Zinc. und Liq. C. C.
succ. blieb erfolglos. Der Verf. schliesst diese Mittheilung
mit dem Wunsche, dass sie bald überflüssig erscheinen möchte,
was sie jetzt, wo die Kenntuiss des Pemphigus und der ihm