Il. Materia medica und Toxikologie, 81
constant bleibt, indem sich bei kleinerem Verhältnisse des Was-
sers ein Theil des neutralen Bittersalzes wieder herauskrystal-
lisirt. Mit Bezug auf die Aggregatform dieser wasserklaren,
sauren Bittersalzauflösung gebührt derselben der ‘Name einer
Flüssigkeit, Liquor; ihrer Bestandtheile wegen kann man sie
Liquor sulfatis magnesiae acidus oder Liquor sulfatis magne-
tici acidus, oder Liqu. magnesiae sulfuricae acidus, auige-
löste saure schwefelsaure Magnesia oder saurer Bittersalzliquer,
Liqu. salis amari acidus, heissen. Letzterer Name scheint
dem Verf, für die Praxis, der passendste,‘ da er von der mit
den‘ chemischen Systemen wechselnden Nomenclatur unabhängig
ist. Man könnte dieser Benennung auch den Namen des Erfin-
ders Henry zusetzen, um damit auf das von ihm angegebene
Verhältniss des krystallinischen Bittersalzes zur überschüssigen
Säure und zum Lösungsmittel, dem Wasser, hinzudenten. Was
die Wirkung des sauren Bittersalzliquors auf die Kranken anlangt,
so hat der Verf. nach vielfäluiger Anwendung desselben folgende
Erfahrungen gemacht, die er, den von Troschel angeführten
Vorzügen Punct für Punct folgend, beifügt. Ad X) dass der
saure Bittersalzliquor den Dienst als Purgans nie versage, hat
J. zwar nicht gefunden, doch allerdings erfahren, dass er viel-
mals, wo andere Purganzen, z. B. ein starkes Inf. Senn. und
grüssere Gaben der in der Regel so unangenehm schmeckenden
purgirenden Neutralsalze , die Dienste versagten, Vortreffiiches
leistete, So war z. B. die Wirkung anffaliend bei einer hoch-
schwangern, seit mehreren Jalwen an bedeutender Hartleibig-
keit leidenden , 26jährigen, zart gebaueten, sehr reizbaren Frau,
bei der nebst gleichzeitiger Anwendung von Klystieren nur auf
grosse Gaben eines saturirten Manna- und Sennesblätter-Auf-
gusses mit Bittersalzy, die ihr isımer Uebelkeiten, Magendrü-
cken, Bauchgrimmen, ja wohl auch Erbrechen verursachten,
die Stuhlausleerung , erzzwungen werden konnte, Dieser Frau
nun wurde im Herbste 1835 der in Rede stehende Liquor ver-
ordnet, sie nahm ihn mit Zuckerwasser anfangs täglich früh
2 Mal (einen Esslöffel Liquor p. d.) nach wenigen Tagen nur
ein Mal, und bekam Vormittags die gewünschte Stuhlentleerung,
Seither nimmt sie, so oft diese Excretion stockt, stets diesen
Liquor, ohne davon je die mindeste Magenbeschwerde oder
Bauchgrimmen empfunden zu haben, bedarf aber jetzt, da sich
die Natur an dieses Mittel schon gewöhnt hat, 2—3 Mal an
einem Vormittag 1 Esslöffel voll, um hinlängliche Oekhung zu
erhalten. Mit Nr. 2 und 3 stimmen auch die Beobachtungen
des Verfs. überein. Es ist jedoch, wie auch Troschel sagt,
zu wünschen, dass das Mittel vor dem Frühstücke genommen
werde; die Wirkung ist dann zuverlässiger und schneller.
Beim Gebrauche desselben ist es ferner nicht gut, wenn man
zum Frühstück süsse Milch nimmt. Ad 4) der Liquor erregt
Summarium d. Medicin. 1828. H.